Wirtschaft und Ökosteuer
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Zum Thema Wirtschaft und Ökosteuer findet sich am 26.3.1999
in der Süddeutschen Zeitung eine interessante Umfrage unter
Firmen in München, der Hauptstadt des Bundeslandes, welches
am stärksten gegen die Einführung der Öko-Steuer polemisierte:

26.03.99
München

Vom 1. April an wird Energie höher
besteuert: Was bleibt unterm Strich?

Die Ökosteuer – für viele
Firmen ein Gewinn

Weil gleichzeitig die Sozialabgaben
sinken, profitieren die meisten
Münchner Unternehmen von der
Reform

Von Felix Berth

Die Ökosteuer kommt: Vom 1. April an wird
Energie höher besteuert, die Sozialabgaben
werden gesenkt. Zahlen Münchner
Unternehmen dabei drauf? Der IHK-Chef
Claus Hipp zum Beispiel kritisiert, daß „den
Bürgern und der Wirtschaft das Geld nur aus
der Tasche gezogen“ wird. Die SZ befragte
Münchner Firmen, wie ihre Bilanz tatsächlich
aussieht.

Hypo-Vereinsbank

Die Hypo-Vereinsbank erhält regelmäßig
eine stattliche Stromrechnung: 9,5 Millionen
Mark pro Jahr. Weil die Kilowattstunde
Strom bald zwei Pfennig mehr kostet,
werden die Ausgaben um 1,3 Millionen
steigen: 10,8 Millionen Mark muß die Bank
dann für den Stromverbrauch ihrer Zentrale
bezahlen. Die Heizung der Büros wird nicht
teurer, weil das Hypo-Hochhaus und die
Gebäude in der Innenstadt mit Fernwärme
beheizt werden – diese umweltfreundliche
Energie ist von der Ökosteuer befreit.

Den Mehrkosten von 1,3 Millionen Mark
beim Stromverbrauch stehen Einsparungen
bei den Personalkosten gegenüber: Der
Arbeitgeberbeitrag zur Rentenversicherung
sinkt ab April um 0,4 Prozentpunkte. Das
heißt, daß die Hypo-Vereinsbank für ihre 7
500 Mitarbeiter in der Zentrale etwa 2,3
Millionen Mark weniger zahlen muß.

Unterm Strich ergibt sich für die Bank durch
die Ökosteuer also eine Ersparnis von etwa
einer Million Mark.

Kindergarten Wurzelzwerge

24 Kinder, zwei Erzieherinnen, zwei
Praktikantinnen, eine Kinderpflegerin, eine
Putzfrau mit 630-Mark-Job – so sieht die
Personalbilanz des Neuaubinger
Kindergartens „Wurzelzwerge“ aus. Für die
Gehälter mußte der Verein bisher jährlich
150 000 Mark ausgeben. In Zukunft wird das
billiger: Etwa 600 Mark spart der Verein.
Teurer wird der Stromverbrauch: Heute liegt
die Jahresrechnung bei etwa 800 Mark;
bald sind es 50 Mark mehr. Auch das
Flüssiggas, mit dem der Kindergarten
beheizt wird, wird teurer – etwa 140 Mark
Mehrkosten sind zu erwarten. Insgesamt
profitiert der Verein leicht: 410 Mark
Ersparnis.

MAN

Der MAN-Konzern beschäftigt in München
etwa 7 500 Mitarbeiter. Ihre Gehälter kosten
den Konzern jährlich circa 750 Millionen
Mark. Auch eine geringe Senkung der
Rentenversicherung macht sich deutlich
bemerkbar: MAN spart etwa 3 Millionen
Mark pro Jahr.

Weil MAN zum „produzierenden Gewerbe“
gehört, gelten niedrigere Energiesteuern:
Die Bundesregierung hat den Steuersatz für
diese Firmen um 80 Prozent gesenkt. Für
Strom muß MAN deshalb voraussichtlich
280 000 Mark mehr zahlen, für Erdgas 100
000, für Heizöl 4 000 und für Diesel 40 000
Mark. Das ergibt Mehrkosten von insgesamt
424 000 Mark.

Das Unternehmen profitiert also sehr stark:
Den Mehrausgaben von 424 000 Mark
stehen geringere Abgaben von 3 Millionen
gegenüber – so ergibt sich eine Ersparnis
von mehr als 2,5 Millionen Mark. Selbst bei
den vollen Steuersätzen würde MAN noch
profitieren: Dann bliebe immerhin ein Plus
von 900 000 Mark.

Autorenbuchhandlung

Die Schwabinger Autorenbuchhandlung
bekommt von den Stadtwerken jedes Jahr
eine Stromrechnung von etwa 1 900 Mark.
Die Heizung der Räume kostet etwa 1 200
Mark; dazu kommen Dienstfahrten für 600
Mark. Wenn von 1. April an die
Energiepreise steigen, wird alles teurer:
Plus 110 Mark für die Stromrechnung, plus
110 Mark für die Heizung, plus 30 Mark für
Benzin. Ergibt Mehrkosten von 250 Mark.
Gleichzeitig wird die Rentenversicherung
der Buchhändlerinnen billiger: Der Beitrag
sinkt um 0,4 Prozentpunkte, was bei
Gehältern von insgesamt 150 000 Mark eine
Ersparnis von etwa 600 Mark bringt. Der
Arbeitgeber Autorenbuchhandlung spart
durch die Ökosteuer also letztlich 350 Mark
pro Jahr.

Auch Verlage werden von der Ökosteuer
wohl oft profitieren. Der Münchner
IDG-Verlag, der mit über 300 Mitarbeitern
Zeitschriften wie „PC-Welt“ und
„Computerwoche“ herausgibt, will zwar
keine genauen Zahlen veröffentlichen,
rechnet aber mit einer Ersparnis von mehr
als 40 000 Mark im Jahr.

Ein Zahnarzt

Der einzige Münchner Unternehmer, der
nach unserer Umfrage durch die Ökosteuer
mehr zahlen muß, ist ein Schwabinger
Zahnarzt: Weil die Stromrechnung seiner
Praxis vergleichsweise hoch ist, muß er
dafür in Zukunft 350 Mark mehr überweisen.
Außerdem wird die Heizung 100 Mark
teurer. Gegenüber stehen geringe
Ersparnisse bei der Sozialversicherung: Der
Zahnarzt zahlt für seine beiden Helferinnen
keine hohen Löhne, also spart er auch
wenig bei ihren Lohnnebenkosten – nur
etwa 350 Mark. Für sich selbst muß der
Unternehmer nichts in die Rentenkasse
einzahlen, so daß er hier auch nichts sparen
kann. Unterm Strich bleibt dem Arzt pro Jahr
ein Minus von 100 Mark.
 
Industrie-und Handelskammer

Die Industrie-und Handelskammer (IHK)
beschäftigt in München 367 Angestellte. Von
1. April an spart die Kammer pro Jahr etwa
30 000 Mark, weil die Beiträge zur
Rentenversicherung sinken. Auf der anderen
Seite steigt die Stromrechnung um etwa 19
000 Mark. Weil die IHK keinen eigenen
Fuhrpark besitzt, hat sie kaum Ausgaben für
Benzin – hier entstehen Mehrkosten von
etwa 1 000 Mark. Die Heizung wird nicht
teurer, weil sie mit Fernwärme erfolgt. Also
bleibt für die Kammer, der der Unternehmer
Claus Hipp vorsteht, eine jährliche
Entlastung von etwa 10 000 Mark.

 

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