UPI-Bericht 77
Analyse der Fahrradunfälle in Heidelberg 2008 - 2012
Im Folgenden eine Auswahl
von Ergebnissen des Berichts:
Im
Zeitraum 2008-2012 registrierte die Polizei in Heidelberg 1 463
Fahrradunfälle mit 4 Getöteten, 162 Schwerverletzten und 1 144
Leichtverletzten.
Die Grafik „Alle
Fahrradunfälle in Heidelberg 2008 – 2012" zeigt die Lage der 1 463
Fahrradunfälle. In der Grafik ist deutlich der Verlauf großer Hauptstraßen
zu erkennen. |
Die
Grafik „Straßenverkehrsunfälle Heidelberg, Index 1973-2012" zeigt die
zeitliche Entwicklung verschiedener Unfallgrößen in Heidelberg in den
letzten 40 Jahren. Die roten Linien stellen die Entwicklung aller
Straßenverkehrsunfälle dar (Leichtverletzte, Schwerverletzte und
Verunglückte insgesamt bei allen Verkehrsunfällen), die blauen Linien die
entsprechende Entwicklung der Fahrradunfälle. Die geraden roten und blauen
Linien stellen einen errechneten Trend über vier Jahrzehnte dar. Während die
Gesamtzahlen der Unfälle zurückgehen, nimmt die Zahl der Fahrradunfälle im
Trend zu.
Aus
diesem Sachverhalt wird mitunter der Schluss gezogen, dass das Unfallrisiko
für Fahrradfahrer in Heidelberg zunehmen würde. (z.B. Artikel der RNZ
„Radfahren wird gefährlicher – Polizei registriert immer mehr Unfälle mit
Verletzten" vom 3./4.11.2012). |
Unfallrisiko
Bezieht man jedoch die absolute Zahl der Fahrradunfälle auf die Zahl der
Fahrradfahrten, ergibt sich das in der Grafik „Fahrradunfälle Heidelberg,
Unfallrisiko" dargestellte Unfallrisiko pro 1 Million Fahrradfahrten. Das
Radfahren ist also nicht gefährlicher geworden, sondern im Gegenteil, das
individuelle Unfallrisiko für Fahrradfahrer hat sich seit Ende
der 70er Jahre in Heidelberg etwa halbiert, das Risiko als Fahrradfahrer
getötet zu werden, sogar um 95% reduziert. |
Tabelle 1 zeigt das aus den Unfällen der letzten 5
Jahre in Heidelberg berechnete Unfallrisiko für den einzelnen Fahrradfahrer,
bezogen auf die von Fahrradfahrern gefahrenen Kilometer. In Heidelberg
passiert im Durchschnitt alle 370 000 gefahrene Kilometer ein polizeilich
registrierter Fahrradunfall. Um sich die Größenordnung dieser Zahl besser
vorstellen zu können: Dies entspricht einer Fahrstrecke 9-mal um die Erde.
|
1 Fahrradunfall pro |
370 000 |
Fahr-km = |
9 |
x um die Erde |
1 Leichtverletzter pro |
480 000 |
Fahr-km = |
12 |
x um die Erde |
1 Schwerverletzter pro |
3 370 000 |
Fahr-km = |
85 |
x um die Erde |
1 Getöteter pro |
136 440 000 |
Fahr-km = |
3 400 |
x um die Erde |
Tabelle
1:
Durchschnittliches Unfallrisiko für Fahrradfahrer in Heidelberg pro Fahrleistung
Die
Grafiken „Unfallrisiko beim Fahrradfahren" zeigen die Höhe des Unfallrisikos
in Heidelberg verglichen mit dem Bundesdurchschnitt auf Innerortsstraßen
(IOS). Insgesamt liegt heute das Risiko, beim Fahrradfahren in Heidelberg
|
| leicht verletzt zu werden um 14 %, |
| schwer verletzt zu werden um 37 % |
| und getötet zu werden um 58 % niedriger |
als im Bundesdurchschnitt.
Dies zeigt, dass die Bemühungen der letzten Jahrzehnte um eine Verbesserung
der Fahrradbedingungen in Heidelberg (u.a. deutliche Senkung der
Fahrgeschwindigkeiten durch Tempo 30, auch auf Abschnitten von Bundes- und
Landesstraßen und durch flächenhafte verkehrsberuhigte Bereiche) erfolgreich waren. Sie führten nicht
nur zu einer Zunahme des Fahrradverkehrs (und in der Folge entsprechend auch
zu einer Abnahme des Autoverkehrs), sondern auch zu einer Verringerung des
Unfallrisikos beim Fahrradfahren. |
Dennoch darf in den Bemühungen um eine Verbesserung der Verkehrssicherheit
nicht nachgelassen werden. Zu diesem Zweck wurden die Unfalldaten näher untersucht, um Anhaltspunkte für Verbesserungsmöglichkeiten
zu ermitteln.
Die
Grafik „Fahrradunfälle in Heidelberg 2008-2012, Haupt-Unfallursachen der
Unfallverursacher" zeigt die Häufigkeit der verschiedenen Unfallursachen bei
den 1 463 ausgewerteten Fahrradunfällen. An der Spitze stehen die
Unfallursachen „Fehler beim Abbiegen", „Nichtbeachten der
Vorfahrtsbeschilderung" und „Fehler beim Einfahren in den fließenden
Verkehr". |
In der polizeilichen Unfallstatistik zeigt sich
bei Unfällen zwischen Fahrrädern und Kraftfahrzeugen eine Korrelation
zwischen der Schuldzuweisung an den Radfahrer und der Schwere der
Verletzungen des Radfahrers. Bei leicht verletzten Radfahrern ist in 26% der
Unfälle der Fahrradfahrer, in 74% der Fahrer des Kraftfahrzeugs schuld. Bei
schwer verletzten Radfahrern dagegen liegt die amtlich festgestellte Schuld
der Radfahrer mit 49% fast doppelt so hoch und nur zu 51% bei Kraftfahrern.
Auch auf Bundesebene (D) zeigt sich dieses Phänomen in der Unfallstatistik,
allerdings ist die Diskrepanz in Heidelberg deutlich größer als auf
Bundesebene. |
Abbildung: Schuldverteilung in Abhängigkeit von der
Verletzungsschwere der Radfahrer; Fahrradunfälle 2008 – 2012
in Heidelberg und 2011 in Deutschland (innerorts)
Ein Teil der Unfallursachen (z.B. Abstand
zwischen KFZ und Fahrrad, Fahren bei Rotlicht, Ablenkung u.a.) lässt sich
nach dem Unfall in der Regel nicht mehr genau rekonstruieren, wenn keine
Zeugenaussagen vorliegen. Es könnte sein, dass mit zunehmender Schwere der
Verletzung des Radfahrers die Aussagen des in der Regel nicht verletzten
Kraftfahrers dominieren und die registrierte Unfallursache mitbestimmen. Ein
schwer verletzter Fahrradfahrer kann sich – im Gegensatz zum beteiligten
Kraftfahrer - oft nicht mehr genau zum Unfallablauf äußern. Zu diesem
Problemkreis gehört die Unfallursache Ablenkung bei Kraftfahrern. Das
Benutzen eines Telefons während der Fahrt ist verboten und kostet 40 Euro
(ab 1.5.2014 60,- Euro) und einen Punkt in Flensburg. Schaut ein Kraftfahrer
bei einer Fahrgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde nur zwei Sekunden
auf ein Display, fährt er in dieser Zeit knapp 30 Meter weit, ohne die
Straße im Blick zu haben.
Ablenkung durch Handy-Nutzung
Im Jahr 2011 stellte eine Studie des
Allianz-Zentrums für Technik fest, dass 40 Prozent der Handybesitzer eine
Nutzung des Handys beim Fahren nicht ganz ausschließen. 30 Prozent
bestätigten das Lesen, 20 Prozent das noch gefährlichere Schreiben von
SMS-Nachrichten bei der Fahrt. Bei den 18- bis 24-jährigen Kraftfahrern
lagen die Zahlen noch höher. In den letzten Jahren dürften entsprechend der
Zunahme von Smartphones und iPhones die Zahlen weiter angestiegen sein.
Bei PKW-Fahrern, die in den letzten 3 Jahren in
einen Verkehrsunfall verwickelt waren, ist die Zahl der Fahrer, die z.B.
während der Fahrt andere mit dem Handy anrufen, um 65% höher als in der
Gruppe der in diesem Zeitraum unfallfreien PKW-Fahrer.
Die Problematik wird auch in den kommenden
Jahren weiter zunehmen. Wenn in Zukunft die meisten Autos über Internet und
Fernsehen verfügen, wächst nach Ansicht des Allianz-Zentrums für Technik die
Gefahr der Ablenkung weiter.
Telefonieren während der Fahrt, gleich mit welchen
Mitteln, führt zu folgenden Effekten:
| Verlängerung der Reaktionszeiten um im Schnitt eine halbe Sekunde |
| Schmälerung des nutzbaren Sehfeldes um etwa 14 Prozent |
| Blickfixierung auf die Fahrbahnmitte, Vernachlässigung peripherer
Objekte und Ereignisse |
| weniger Orientierungs- und Sicherungsblicke, weniger Spiegelnutzung |
| geringere Geschwindigkeitskontrolle (Blicke) |
| kürzere Lücken beim Linksabbiegen |
| mangelhafte Geschwindigkeitsreduktion vor Kurven und Ampeln |
| Übersehen von Rotlicht und Verkehrszeichen |
| zu geringe Sicherheitsabstände |
Das Allianz-Zentrum für Technik formuliert es
zusammenfassend so: „Buchstäblich fährt für die Dauer des Gesprächs eine
Parallelwelt mit."
Die Polizei überprüft bisher im Falle eines
Unfalls nicht automatisch über den Provider, ob der Kraftfahrer im Zeitpunkt
des Unfalls ein Handy oder Smartphone benutzte. Diese Überprüfung wird nur
im Falle eines konkreten Verdachts durchgeführt. Es könnte sein, dass im
Falle von nur leicht verletzten Radfahrern diese eher einen Hinweis auf eine
Handynutzung des Unfallgegners geben können als schwer verletzte Radfahrer.
Dunkelziffer bei
Fahrradunfällen
Ein besonderes Problem stellt die Dunkelziffer
der nicht polizeilich registrierten Unfälle dar.
Dies wurde an einem Beispiel genauer untersucht.
Auf der Ernst-Walz-Brücke war der Radweg in den letzten Jahren an mehreren
Stellen vom Gehweg durch eine Kante von 1-3 cm Höhe getrennt. Diese Kante
führte zu zahlreichen Stürzen von Fahrradfahrern. Trotz mehrerer Hinweise
wurde die Gefahrenstelle nicht entschärft, da in der polizeilichen Statistik
die Stelle nicht als Unfallschwerpunkt auftauchte. Erst durch Recherchen von
Heinz Hartmann und Marbod Jaeger, die selbst Unfallopfer waren, mit Aufrufen
über die Presse stellte sich heraus, dass bei den durch eine Kante
verursachten Alleinunfällen eine sehr hohe Dunkelziffer vorlag.
Die Beseitigung der Sturzkante im Jahr 2012
kostete weniger als 3% der volkswirtschaftlichen Kosten, die seit 2003 durch
Unfallverletzungen an dieser Stelle verursacht wurden. Der
Nutzen-Kosten-Quotient dieser lange hinausgezögerten Maßnahme beträgt mehr
als 30. |
Geschwindigkeit und Unfallrisiko
Die
Grafik „Geschwindigkeit, Anhalteweg und Aufprallenergie" zeigt den
Anhalteweg eines KFZ (berechnet für gute Bremsen und Straßenbedingungen) und
die bei einem Zusammenstoß freiwerdende Aufprallenergie in Abhängigkeit von
der Geschwindigkeit. Die Aufprallenergie ist dabei in die Fallhöhe
umgerechnet, bei der beim Aufprall nach einem freien Fall dieselbe
Zerstörungsenergie freigesetzt wird. Ein Beispiel: Bei Tempo 50 beträgt für
ein KFZ der Anhalteweg 24 Meter, die beim Zusammenstoß freiwerdende
Aufprallenergie entspricht einem Fall aus 9,80 Meter Höhe.
Die Fahrgeschwindigkeit beeinflusst auf zwei
Arten das Unfallrisiko: Der Anhalteweg beeinflusst sowohl die
Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes als auch die Restgeschwindigkeit
beim Zusammenstoß. Von der Aufprallenergie hängt die Schwere der
Verletzungen ab.
Die Reduktion der Fahrgeschwindigkeiten, deren
Umsetzung in Heidelberg schon in den 80er Jahren begonnen wurde, ist deshalb
eine sehr effektive Maßnahme, um die Straßen für alle Verkehrsteilnehmer
sicherer zu machen. |
Radhelmpflicht ? In den letzten Jahren wurde
der Nutzen eines Fahrradhelms kontrovers diskutiert. Die vorliegenden
Untersuchungen sind widersprüchlich.
Eine neue umfangreiche Vorher/Nachher-Analyse in Neuseeland ergab, dass
sich die Fahrradnutzung in Neuseeland durch Einführung der Radhelmpflicht um
51% reduzierte und die Unfallrate des Radverkehrs um 20% erhöhte.
(Clarke, Colin F, Evaluation of
New Zealand’s bicycle helmet law,
The New Zealand Medical
Journal, 10 February 2012, Vol 125 No 134)
Die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in den letzten Jahren das verfügbare
Wissen über den Zusammenhang von Krankheiten, Lebenserwartung und Bewegung
zusammengestellt und zur Berechnung der gesundheitlichen Wirkungen von
Fahrrad fahren und zu Fuß gehen verfügbar gemacht. Das UPI hat mit diesen
Daten eine Sensitivitätsanalyse über die möglichen Einflüsse einer
Radhelmpflicht auf die Gesundheit und Lebenserwartung von Radfahrern
durchgeführt. Die Grafik „Einfluss einer Radhelmpflicht auf Todesfälle"
zeigt Ergebnisse:
In 15 Szenarien wurde dabei optimistisch
angenommen, dass durch eine Radhelmpflicht die Zahl der Unfalltoten um 5%,
10% oder 20% verringert werden könnte. Zusätzlich wurde ebenfalls
optimistisch angenommen, dass durch eine Radhelmpflicht der Radverkehr um
1%, 2%, 5%, 10% oder 20% abnehmen würde. Die daraus resultierenden
zusätzlichen Todesfälle durch Bewegungsmangel wurden nach WHO berechnet.
In keinem berechneten Szenario hat eine
Radhelmpflicht einen positiven Gesamteffekt. Selbst in dem Extremszenario
(Annahmen: die Radbenutzung geht lediglich um 1% zurück und die
Radhelmpflicht verhindert 20% der Unfalltoten; linke Spalte: roter und
dunkelgrüner Balken) werden durch Bewegungsmangel dreimal mehr Todesfälle
verursacht als durch eine Radhelmpflicht verhindert. In jedem anderen
Szenario (stärkerer Rückgang des Radverkehrs als 1% und/oder schwächerer
Effekt als 20% Rückgang der Unfalltoten) ist die Gesamtbilanz noch
negativer: Die Zahl der Gesamttodesfälle würde durch eine Radhelmpflicht
deutlich ansteigen. |
Ähnliche Betrachtungen
lassen sich über die möglichen Wirkungen nicht zielführender
Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Radhelm anstellen. Die Polizei versucht in
den letzten Jahren häufig, die Berichterstattung über Fahrradunfälle mit der
Werbung für einen Fahrradhelm zu verbinden. Pressemeldungen der Polizei über
Fahrradunfälle erwecken dadurch jedoch eventuell den Eindruck einer
Schuldzuweisung an den Fahrradfahrer ("Der verunglückte Radfahrer trug keinen
Helm"). Es ist möglich, dass dadurch bei manchen Menschen Ängste entstehen
können, sich ohne Radhelm im Straßenverkehr mit dem Fahrrad zu bewegen.
Da ein Radhelm mit
Nachteilen verbunden sein kann (z.B. Aufbewahrung, Kosten, Komfort,
Aussehen,
Witterungsschutz bei Regen oder
Kälte), könnte
eine solche Öffentlichkeitsarbeit zu einer Verringerung von Fahrradfahrten
und dadurch in der Gesamtbilanz zu einer Zunahme gesundheitlicher Schäden
führen.
Sicherheitsparadoxon
Bei der Analyse der
Fahrradunfälle in Heidelberg zeigte sich ein Paradoxon, das auch aus anderen
Bereichen der Sicherheitsforschung bekannt ist: Dort, wo die Mehrheit der
Verkehrsteilnehmer ein Unfallrisiko vermutet, passiert meist nichts. Und
dort, wo die meisten Menschen keine Probleme sehen, liegen oft
Unfallschwerpunkte.
Beispiele sind z.B. der Radweg vor dem
Nordausgang des Hauptbahnhofs oder die Hauptstraße, wo aufgrund des hohen
Verkehrsaufkommens von Fußgängern Unfälle mit Radfahrern vermutet werden,
diese jedoch nicht auftreten. Das umgekehrte Beispiel sind Straßen wie die
Eppelheimer Straße mit gut ausgebauten beidseitigen Radwegen, in der es in
den letzten 5 Jahren insgesamt 66 Fahrradunfälle gab, vor allem durch
Abbiege- und Einbiegeunfälle.
Hintergrund dieses Paradoxons ist, dass dort,
wo es viele Verkehrsteilnehmer für gefährlich halten, die Aufmerksamkeit und
Vorsicht größer ist, gerade weil die Verkehrsteilnehmer die Situation für
gefährlich halten. Unfallrisiken dagegen entstehen oft dort, wo niemand
damit rechnet und deshalb die Aufmerksamkeit geringer ist.
Schlussfolgerungen
Als
Schlussfolgerungen der Analyse der Fahrradunfälle der letzten 5 Jahre
ergeben sich folgende Vorschläge zur Verbesserung der Sicherheit im
Fahrradverkehr in Heidelberg:
- Bei der polizeilichen Unfallerhebung sollten die Möglichkeiten
externer Unfallursachen stärker in Betracht gezogen und das Ergebnis ggfls.
in der Unfallstatistik codiert werden (z.B. ist die häufige Angabe der
Ursache „nicht angepasste Geschwindigkeit" bei Radfahrern zu
hinterfragen).
- Als Teil der Unfallaufnahme sollte von der Polizei routinemäßig die
Nutzung der Handys/Smartphones der Unfallbeteiligten zum Zeitpunkt des
Unfalls überprüft werden.
- Im Verkehrssicherheitslagebild der Polizei sollten im Kapitel
Radfahrerunfälle neben den „Unfallursachen der Radfahrer" regelmäßig auch
die „Ursachen der Radunfälle" dargestellt werden.
- Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit sollten vor allem an
den Hauptunfallursachen (z.B. „Fehler von Kraftfahrzeugen beim Abbiegen",
„Einfahren in den fließenden Verkehr", „Nichtbeachten der
Vorfahrtsbeschilderung", „Sicherheitsabstand" und „Fehler beim
Aus-/Einsteigen Be-/Entladen") ansetzen. Dazu gehören z.B.
- Beseitigen von Sichthindernissen an Knotenpunkten und Ein- und
Ausfahrten. Das begonnene Programm zur Schaffung von Gehwegnasen ist
sinnvoll und verbessert die Sichtbeziehungen an Kreuzungen für alle
Verkehrsteilnehmer.
- Kontrolle des ruhenden Verkehrs an Kreuzungen zur Verbesserung der
Sichtbeziehungen (§ 12 Abs. 3 Nr. 1 StVO)
- Verstärkte Kontrollen der Falschparker in kritischen Bereichen (z.B.
im absoluten Halteverbot in der Plöck)
- Vermeidung von Abbiegeführungen mit großen Abbiegeradien, die hohe
Geschwindigkeiten beim Abbiegen provozieren
- Schließung der in Heidelberg häufig vorhandenen Netzlücken, vor allem
an Knotenpunkten
- Gut sichtbare Führung des Radverkehrs
- Fahrradstraßen, Geschwindigkeitsreduzierungen und Markierungsmaßnahmen
wie Radfahr- und Schutzstreifen sowie Aufstellflächen an Knoten führen zu
einer sicheren Verkehrsabwicklung und sind für die Förderung des
Radverkehrs sinnvoll. Sie können preiswert und schnell realisiert werden.
- In einzelnen Bereichen sind Investitionen in neue
Radverkehrsinfrastruktur notwendig. (z.B. Radachse West, Neckartalradweg)
- Bei der Neuanlage von Straßen müssen kritische Spurbreiten vermieden
werden.
- Wegen hoher Dunkelziffern bei Fahrradunfällen, insbesondere
Alleinunfällen, sollten Hinweise aus der Bevölkerung ernster genommen
werden.
- Beseitigung von Sturzkanten z.B. zwischen Rad- und Fußwegen, an
Auffahrten von Radwegen
- Die Reduzierung der Fahrgeschwindigkeiten ist das effektivste Mittel
zur Verringerung des Unfallrisikos und der Unfallschwere. Auf kritischen
Hauptstraßenabschnitten sollte wie auf der B3/Brückenstraße eine
Begrenzung auf 30 km/h realisiert werden (Sofienstraße zwischen Plöck und
Neckarstaden, B37 zwischen Stadthalle und Neckarmünzplatz, Rohrbacher
Straße im Bereich Weststadt, Ausdehnung Tempo 30 von Brückenstraße bis
Haltestelle Kussmaulstraße (oder im Bereich der Haltestelle
Kussmaulstraße), Brückenkopfstraße zwischen Neuenheimer Landstraße und
Brückenstraße). Ausdehnung und Schaffung zusätzlicher Verkehrsberuhigter
Bereiche z.B. im Zentrum der Stadtteile.
- Bei allen Maßnahmen zur Verbesserung der objektiven Sicherheit ist
auch der für die Förderung des Radverkehrs wichtige Aspekt der subjektiven
Sicherheit der Verkehrsteilnehmer mit zu beachten.
|
Inhalt |
UPI-Bericht 77 |
Seite |
0 |
Abkürzungen |
2 |
1 |
Einleitung |
2 |
2 |
Straßenverkehrsunfälle und Unfallrisiko |
4 |
3 |
Ursachen von Fahrradunfällen in Heidelberg |
8 |
3.1 |
Unfallverursacher |
8 |
3.2 |
Unfallursachen in der Übersicht |
10 |
3.2.1 |
Unfallursachen im Verkehrssicherheitslagebild der Polizei |
14 |
4 |
Einzelne Unfallursachen |
18 |
4.1 |
Ab- bzw. Einbiegeunfälle und Vorfahrtsverletzungen |
18 |
4.2 |
Unfälle mit ruhendem Verkehr |
23 |
4.3 |
Unfallursache „Nicht angepasste Geschwindigkeit“ |
25 |
4.4 |
Alleinunfälle |
26 |
4.5 |
Unfallursache mangelnde Beleuchtung |
30 |
4.6 |
Rotlichtverstoß |
31 |
4.7 |
Beide Unfallgegner haben grün |
32 |
5 |
Unfälle mit verschiedenen Unfallgegnern |
33 |
5.1 |
Unfälle mit Fußgängern |
34 |
5.2 |
Unfälle mit LKW und Bussen |
34 |
5.3 |
Unfälle mit Straßenbahnen |
36 |
6 |
Unfälle im Tagesverlauf |
37 |
7 |
Straßenspezifische Auswertung |
38 |
7.1 |
Rohrbacher Straße |
38 |
7.2 |
Eppelheimer Straße |
42 |
7.3 |
Bergheimer Straße |
43 |
7.4 |
Mittermaierstraße |
45 |
7.5 |
Altstadt |
46 |
7.6 |
Plöck |
46 |
7.7 |
Handschuhsheim |
47 |
7.8 |
Dossenheimer Landstraße |
48 |
7.9 |
Übergang Poststraße – Kleine Plöck |
49 |
7.10 |
Bismarckstraße |
49 |
8 |
Geschwindigkeit und Unfallrisiko |
50 |
9 |
Dunkelziffer bei Fahrrad-Unfällen |
53 |
9.1 |
Dunkelziffer bei Fahrradunfällen: Beispiel Ernst-Walz-Brücke |
53 |
10 |
Unsymmetrische Ursachenzuweisung |
56 |
11 |
„No Problems“ |
62 |
11.1 |
Hauptbahnhof Vorplatz Nord |
62 |
11.2 |
Einfahrt ins Neuenheimer Feld am Technologiepark |
63 |
11.3 |
Freigabe der
Einbahnstraße Poststraße |
64 |
11.4 |
Fußgängerbereich Hauptstraße |
66 |
11.5 |
Gemeinsamer Geh- und Radweg Neckarwiese/Uferstraße |
67 |
11.6 |
Radstreifen links zwischen Seminarstraße und Kettengasse |
68 |
12 |
Radhelmpflicht |
69 |
13 |
Sicherheitsparadoxon |
74 |
14 |
Schlussfolgerungen |
75 |
UPI-Bericht 77 "Analyse der
Fahrradunfälle in Heidelberg 2008 - 2012", März 2014, 3. erweiterte Auflage
August 2014 77 Seiten, 72 Grafiken und Bilder,
PDF-Datei 4,8 MB |
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