UPI 47 Häufige Fragen
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Häufig gestellte Fragen zum UPI-Bericht 47 "Todesfälle durch Sommersmog"

Der UPI-Bericht 47 "Neue medizinische Erkenntnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen von Sommersmog - Berechnung der durch Ozon verursachten Todesfälle in der Bundesrepublik Deutschland" wurde am 7.7.1999 veröffentlicht. (z.B. STERN, Meldungen in zahlreichen Tageszeitungen). Da die Ergebnisse für die Öffentlichkeit neu waren, löste die Veröffentlichung ein großes Echo aus.

In der Folge wurden verschiedene Fragen an das UPI-Institut heran getragen, die im Folgenden beantwortet werden.

Frage: Warum war bisher nicht bekannt, daß durch Sommersmog auch Todesfälle verursacht werden können ?

Antwort: In der Wissenschaft gab es erste Hinweise schon seit 1991, als eine erste epidemiologische Studie aus den USA mit diesem Ergebnis veröffentlicht worden war. Die Veröffentlichung anderer umfangreicher Studien zu diesem Thema erfolgte jedoch erst in den Jahren 1996 bis 1998. In Deutschland allerdings wurden bisher epidemiologische Studien weder über Mortalität und Luftschadstoffe noch über die Einlieferungsraten von Patienten in Krankenhäuser in Abhängigkeit von der Luftschadstoffkonzentration durchgeführt. In Deutschland wurden bisher lediglich Klimakammerexperimente und Lungenfunktionsmessungen z.B. an Kindern von Schulklassen durchgeführt. Beide Arten von Untersuchungen sind jedoch nicht geeignet, schwere Gesundheitsschäden durch Sommersmog zu erfassen.

Klimakammerexperimente erfassen nur Kurzzeiteffekte (wenige Stunden) durch reines Ozon an meist gesunden Probanden. Menschenversuche an schwer gesundheitlich beeinträchtigten Personen verbieten sich von selbst. Demgegenüber erfassen epidemiologische Untersuchungen den gesamten Bevölkerungsquerschnitt über lange Zeit und das gesamte Gemisch aller Photooxidantien. Auch bei den Untersuchungen mit Lungenfunktionsmessungen werden schwere Gesundheitsstörungen nicht erfaßt, da die so Geschädigten z.B. nicht am Unterricht teilnehmen. Außerdem sind die Fallzahlen dieser Untersuchungen viel zu gering, um seltene, aber schwere Effekte wie Todesfälle quantitativ sicher zu erfassen.

Diese schweren Gesundheitsschäden können nur in umfangreichen epidemiologischen Studien untersucht werden, bei denen die in der Realität auftretenden Krankheitsfälle, Todesfälle oder die in Kliniken eingelieferten Patienten erfaßt werden. Erst bei Untersuchung großer Kollektive (bei den der UPI-Studie zugrundeliegenden epidemiologischen Untersuchungen z.B. insgesamt 1,8 Millionen Todesfälle) können Mortalitätseffekte durch Luftschadstoffe statistisch signifikant bejaht oder verneint werden.

 

Frage: Kann es nicht sein, daß die Todesfälle durch erhöhte Temperatur und nicht durch Sommersmog verursacht werden ?

Antwort: Auch andere Faktoren als Ozon wie z.B. Temperatur, andere Luftschadstoffe etc. können zu höherer Mortalität führen. Aber diese möglichen Co-Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchte, Druck, Grippeepidemien, andere (gemessene) Luftschadstoffe sind in den 7 zugrundeliegenden epidemiologischen Studien natürlich herausgerechnet worden. Die Ergebnisse beziehen sich nur auf die Effekte durch Sommersmog.

 

Frage: Kann es sein, daß in Ihrer Studie nur die Spitzenwerte von Untersuchungen in besonders stark belasteten Gegenden, etwa dem Gebiet um Los Angeles, verwendet wurden ?

Antwort: Nein. Die erhöhte Sterblichkeit durch Sommersmog wurde in umfangreichen Studien über 1,8 Millionen Todesfälle ermittelt, die in den letzten 10 Jahren in London, Rotterdam, Amsterdam, Paris, Lyon, Barcelona, Brisbane, Sydney und Philadelphia durchgeführt wurden. Diese Untersuchungsgebiete sind weder "besonders stark belastete Gegenden" noch wurden nur die "Spitzenwerte" verwendet. Die Ozonbelastungen in Paris, Lyon, Rotterdam, Amsterdam, Barcelona und London liegen z.B. deutlich niedriger als die Ozonbelastung in Süddeutschland. Untersuchungen aus Los Angeles wurden in der UPI-Studie übrigens, wie in einem Bericht behauptet, für die Berechnung der Todesfälle nicht verwendet. Im übrigen wäre das Argument auch deshalb nicht stichhaltig, da die Ergebnisse der Studien selbstverständlich normiert und auf die Ozonbelastung der Bundesrepublik Deutschland umgerechnet wurden. In allen untersuchten Gebieten zeigte sich nach Korrektur um andere mögliche Co-Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchte etc. eine auf Sommersmog zurückführbare Erhöhung der täglichen Sterblichkeit um 3 bis 6 % pro 50 µg Ozon/m3 oberhalb von 100 µg/m3. Für die Berechnung wurde von uns der Durchschnitt der Untersuchungen von 4,6 % pro 50 µg Ozon/m3, nicht der Spitzenwert verwendet.

 

Frage: Es gibt doch auch epidemiologische Untersuchungen, die keinen Einfluß von Sommersmog auf die Mortalität ergeben haben.

Antwort: Ja, dies liegt bei diesen Untersuchungen aber meist an der zu geringen Zahl der ausgewerteten Fälle. Todesfälle durch Ozon sind, auf ein Untersuchungsgebiet wie z.B. eine Stadt oder einen Landkreis bezogen, relativ seltene Ereignisse, die zudem noch durch andere Faktoren wie Temperatur, andere Luftschadstoffe etc. überlagert werden. Klare, statistisch aussagekräftige Ergebnisse können deshalb nur dann erzielt werden, wenn die Untersuchungskollektive groß genug sind und die Ergebnisse auf mögliche andere Co-Faktoren korrigiert wurden. Dies ist nicht in allen Untersuchungen über dieses Thema der Fall.

Um die Frage der Auswirkungen der in der Bundesrepublik Deutschland vorherrschenden Ozonbelastungen auf die Bevölkerung quantitativ beantworten zu können, müssen Untersuchungen folgende Kriterien erfüllen:

  1. Untersuchung des Zusammenhangs von Mortalität und Photooxidantien am Menschen

  2. Luftbelastung im Untersuchungsgebiet von der Art, Zusammensetzung und Höhe vergleichbar mit der Luftbelastung in der Bundesrepublik Deutschland

  3. von der Größe und Zeitdauer ausreichendes Untersuchungskollektiv, um statistisch gesicherte Aussagen über seltene schwere Gesundheitsschäden wie Todesfälle machen zu können

  4. saubere Erhebung und Korrektur möglicher Co-Faktoren

Bis zum Abschluß unserer Untersuchungen waren 7 Studien veröffentlicht, die diese Kriterien erfüllten. Diese wurden für die Berechnungen zugrundegelegt. Inzwischen wurden 6 weitere Studien veröffentlicht, die diesen Kriterien genügen. Von diesen fanden 5 Studien einen signifikanten Einfluß der Höhe der Ozonkonzentration auf die Mortalität, in einer Studie war der Zusammenhang nicht signifikant.

 

Frage: Insgesamt sterben in Deutschland 4 000 Säuglinge und 5 500 Menschen pro Jahr an Asthma. Dann können doch nicht ca. 4 000 Menschen pro Jahr durch Sommersmog sterben.

Antwort: Diese Zahlen widersprechen sich nicht. Asthmatiker sind nur eine von mehreren Risikogruppen, die durch Sommersmog zusätzlich schwer geschädigt werden können. Andere Risikogruppen sind Patienten mit verschiedenen Atemwegserkrankungen wie z.B. Lungenentzündung (18 000 Gesamttodesfälle pro Jahr), Bronchitis (12 000 Gesamttodesfälle pro Jahr) und Obstruktive Bronchitis und Herz-Kreislaufpatienten (430 000 Gesamttodesfälle pro Jahr).

 

Zum Schluß noch ein bemerkenswertes "Argument", das sich in einem Artikel der Stuttgarter Zeitung vom 9.7.1999 fand, nachdem die UPI-Studie dort zunächst als "keine eigentliche wissenschaftliche Arbeit" abgekanzelt worden war: "Tatsächlich sterben bei erhöhter Ozonbelastung mehr Menschen als gewöhnlich. Häufig sind dies aber keine Gesunden, sondern ohnehin bereits geschwächte Personen."

Als Antwort eine Gegenfrage: Ist der Autor der Meinung, daß das im Grundgesetz verankerte Recht auf körperliche Unversehrtheit nur für Gesunde gilt und der Tod von "geschwächten Personen" weniger schlimm ist ? Darüber lohnt es sich vielleicht, etwas länger nachzudenken.

Bei den durch Sommersmog verursachten Todesfällen handelt es sich bei der Mehrzahl der Patienten nicht um bösartige oder irreversibel fortschreitende Erkrankungen, die auch ohne die Einwirkung von Photooxidantien wie Ozon zum Tode geführt hätten, sondern in den meisten Fällen um akute Erkrankungen wie z.B. Asthmaanfälle, Lungenentzündungen, Bronchitiden, Infarkte u.a.. Photooxidantien verstärken in diesen Fällen die Auswirkungen der vorbelastenden Krankheiten in einem solchen Maße, daß bei 3 200 bis 4 400 Patienten pro Jahr der Tod eintritt. Ohne hohe Ozonbelastung hätten sich die meisten dieser Patienten langfristig wieder erholt. Bei der Ermittlung dieser Zahlen wurde entsprechend den zugrunde gelegten epidemiologischen Studien nur die durch Sommersmog verursachte Übersterblichkeit gezählt.

 

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