Fragen/Einwände |
Antwort |
"Warum rechnet das UPI nur mit einem Anteil
Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung in Deutschland von 16%. Dieser
Anteil lag doch bereits im letzten Jahr bei 27%, also viel höher. " |
Bei der Zusammensetzung der Stromerzeugung kann
entweder die Primär- oder die Sekundärenergieseite betrachtet werden. Bei
der Darstellung des Anteils regenerativer Energie an der Stromerzeugung wird
meist ihr Anteil an der Sekundärenergie gezählt, der bei 27% liegt. Bei der
Durchführung von Ökobilanzen und der Ermittlung der CO 2-Emission
und des CO2-Emissionsfaktors
muss dagegen die Primärenergie (gesamte zur Stromerzeugung investierte
Energie) betrachtet werden (Anteile 16% regenerativ, 60% fossil). Den
Unterschied zeigt die nachstehende Grafik. Wenn die CO2-Bilanz mit der
Sekundärenergie gerechnet würde, würden z.B. die CO2-Mengen
durch die in Abwärme umgewandelte Primärenergie unter den Tisch fallen. Dies
wird zwar oft gemacht, ergibt aber unrealistisch niedrige CO2-Emissionen.
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"Ein Diesel hat einen
Energieverbrauch von ca. 50 kWh/100 km, ein Elektroauto nur von ca. 20
kWh/100 km, das zeigt doch, dass Elektroautos viel sparsamer sind." |
Das ist dasselbe Problem wie
oben beschrieben. In diesem Vergleich wird auch nur die Sekundärenergie
verglichen, die Energieverluste bei der Erzeugung der Sekundärenergie
werden ignoriert |
"Eine Studie des österreichischen
Umweltbundesamtes kommt zu völlig konträren Ergebnissen: wie das UPI. Wie
erklären Sie sich die Unterschiede ?" |
Österreich hat (wie auch die
Schweiz und Norwegen) einen völlig anderen Strommix wie Deutschland.
Österreich erzeugt seinen Strom zu 70% aus regenerativen Quellen (davon zwei
Drittel
Wasserkraft) und nur zu 14% aus Kohle. Deutschland hat dagegen einen Anteil
von 16% regenerativ und 40% Kohle. Dies erklärt den Hauptunterschied.
Die Studie hat aber leider auch (wie etliche andere
Studien) den oben beschriebenen Fehler gemacht, beim Kumulierten
Energieaufwand nur die Sekundärenergie zu berücksichtigen, nicht die gesamte
Primärenergie. Außerdem berücksichtigt die Studie (genauso wie fast
alle anderen Studien zum Thema)
nicht die Kompensationsregelung durch Elektroautos
in der Flottenemission der Hersteller, die letztlich zu einer Erhöhung der
CO2-Emissionen durch Elektroautos führt. |
"Auch wenn Elektroautos heute in der Klimabilanz
noch nicht besser sind als Benziner oder Diesel, durch den Zubau von
Windkraftwerken und Photovoltaik wird in den nächsten Jahren doch der Anteil
regenerativ erzeugten Stroms zunehmen und die Umweltbilanz besser. " |
Ja, der Anteil regenerativ erzeugten Stroms wird
zunehmen. Dies wird aber mittelfristig noch nicht zu einer spürbaren Senkung
der CO 2-Emissionen
aus der Stromerzeugung führen, da der Zuwachs an erneuerbarem Strom im Wesentlichen nur
den Rückgang der Kernenergie ausgleichen wird. Erst nach etwa 2030 wird der
CO2-Emissionsfaktor
von Strom sinken. (siehe die beiden nächsten Bilder und die Prognosen in Kapitel 3.1 der Studie) |
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Der Prognose liegen die folgenden Annahmen zugrunde:
| Der Zuwachs von Wasser-, Wind-, Photovoltaik- und Biomassestrom
erfolgt in der Zukunft in derselben Geschwindigkeit wie im Durchschnitt
der letzten 7 Jahre. |
| Der Stromverbrauch entwickelt sich wie im Durchschnitt der letzten 10
Jahre. |
| Die Kohleabgabe wird nicht eingeführt. |
| Deutschland steigt bis zum Jahr 2038 aus der Kohle aus. |
| Es wird kein durch Fracking gewonnenes Gas zur Stromerzeugung
eingesetzt. |
Insbesondere die erste Annahme über den
zukünftigen Zuwachs von Wasser-, Wind-, Photovoltaik- und Biomassestrom ist
wegen der Änderungen des Erneuerbaren Energiegesetzes (EEG) im Jahr 2014
eine optimistische Annahme .
Auch die zweite Annahme über eine Entwicklung des Stromverbrauchs wie in den
letzten 10 Jahren (leichter Rückgang) ist extrem optimistisch. Die Prognose
beinhaltet keinen zusätzlichen Stromverbrauch durch das geplante starke
Wachstum der Flotte von Elektroautos, elektrisch betriebener Wärmepumpen zur
Heizung oder für die Herstellung von Wasserstoff (u.a. zur CO2-Reduktion
in der Chemischen Industrie. Für eine klimaneutrale Chemieproduktion ist
eine Verzehnfachung des Stromeinsatzes auf ca. 630 TWh/a, den heutigen
Gesamtstromverbrauch der BRD nötig.) Bei einer Zunahme des Stromverbrauchs
müssten mehr fossile Energieträger zur Stromerzeugung eingesetzt werden, der
CO2-Emissionsfaktror
läge dann höher. Auch die Annahme, dass kein durch Fracking gewonnenes Gas
zur Stromerzeugung eingesetzt wird ist angesichts des Baues von
Flüssiggasterminals zur Abnahme von amerikanischem Frackinggas optimistisch.
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"Sie haben mit einem zu hohen Stromverbrauch
von E-Autos gerechnet. Mein Smart ED z.B. hat einen Stromverbrauch von nur
12,9 kWh/100 km."
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Unsere Berechnungen gelten für den Durchschnitt
der in Deutschland verkauften E-PKW unter realen Bedingungen (incl. Heizung,
Ladeverlusten, Batteriealterung usw.)
Ein Smart ist ein 2-Sitzer und hat eine Masse von ca. 900 kg, der
Durchschnitt der heute verkauften Elektroautos hat eine Masse von 1460 kg,
Hybrid-Diesel von 1950 kg. Die Fahrzeugmasse ist einer der Faktoren, von
denen der Verbrauch abhängt.
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"Haben Sie bei Benzin auch die zur Herstellung von
Benzin nötige Energie berücksichtigt ?" |
So wie bei der Stromerzeugung ist auch bei Benzin
und Diesel die gesamte zur Energiebereitstellung benötigte Primärenergie
berücksichtigt. |
"Es ist doch nicht sinnvoll anzunehmen, dass
E-Autos mit Kohlestrom fahren würden. " |
Wir rechnen in der Ökobilanzierung von E-Autos und
in den Vergleichen mit anderen Verkehrsmitteln nicht mit Kohlestrom, sondern
mit dem bundesdeutschen Strommix. Allerdings weisen wir auf 2 Studien des
Ökoinstituts und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung hin, dass
bei einer realistischen Grenzkostenbetrachtung die Rechnung mit dem Strommix
eine sehr optimistische Annahme ist. |
"Sie haben Strom aus der eigenen PV-Anlage mit
ungünstigen Werten schlecht gerechnet, zum einen ist die CO2-Neutralität einer PV-Anlage bereits nach 2 Jahren erreicht, zum anderen
gibt es im realen Betrieb durch das nunmehr restriktive EEG immer
häufiger das Phänomen der Überschusserzeugung aus der eigenen PV-Dachanlage,
welche wirtschaftlich nicht ins Netz eingespeist werden kann, und daher
entweder weggeworfen, oder eben zum Aufladen des Elektroautos verwendet
werden kann. " |
Wir haben die Stromerzeugung mit PV-Anlagen nicht
„schlecht gerechnet", sondern die Werte des GEMIS (Globales
Emissions-Modell integrierter Systeme) des Öko-Instituts dafür verwendet.
Heutige PV-Anlagen haben einen positiven Energie-Saldo, man muss aber die zu
ihrem Aufbau aufgewendete Primärenergie ebenfalls berücksichtigen, wie es im
GEMIS-Projekt gemacht wird.
Die Verwendung von Überschussstrom aus Wind und PV
(Smart-Grid) wurde in der DIW-Studie ausführlich in mehreren Szenarien bis
2030 untersucht. Ergebnis: Selbst bei 100% kostengesteuerter Aufladung (Smart-Grid)
wird bis 2030 vor allem fossil erzeugter Strom für die Aufladung der E-PKW
benutzt werden. (s. Kap. 3.1) |
"Das stromlastabhängige Laden der Elektroautos
wurde nicht berücksichtigt, da die aufgenommene Ladeleistung augenblicklich
zwischen 5% und 100% variiert werden kann, um der momentanen Stromerzeugung
von Solar- oder Windkraftanlagen mit hoher Treue zu folgen." |
Wir haben auch das stromlastabhängige Laden
berücksichtigt, es ist in den dargestellten Szenarien des DIW bis 2030
zugrunde gelegt und in seinen Auswirkungen ausführlich durchgerechnet worden.
(siehe z.B. Bild 16 der Studie) |
"Die weit verbreitete Möglichkeit des Strombezugs
von einem echten Ökostromhändler wurde nicht berücksichtigt. Hier gibt es
bei jeder Betrachtung immer 100% CO2-freien Strom. " |
100% CO 2-freien Strom aus dem
allgemeinen Stromnetz gibt es leider bisher und auf absehbare Zeit nicht.
Strombezug aus bestimmten, z.B. regenerativen Kraftwerken ist in einem
Stromnetz physikalisch nicht möglich. Geliefert und verbraucht wird immer
der im Moment erzeugte Strommix. Physikalisch kommt der aus der Steckdose
bezogene Strom heute im Jahresmittel zu weniger als 30% aus regenerativen
Kraftwerken, unabhängig vom Tarif. |
"Es ist eine unhaltbare Position, dass die
Elektrofahrzeuge "Schuld" an der von der Industrielobby gesteuerten
Bundespolitik seien - gemäß dieser Logik dürfte man ja kein sparsames Auto
kaufen, da dadurch weniger sparsame gefördert werden; " |
Elektrofahrzeuge sind natürlich nicht "Schuld an
der Bundespolitik". Es ist übrigens auch keine Bundespolitik, sondern eine
EU-Verordnung, nach der die Autohersteller CO 2-Grenzwertüberschreitungen
bei großen PKW mit Elektroautos kompensieren können. Ein sparsames Auto geht mit seiner realen CO2-Emission
in die Flottenberechnung der Hersteller ein, ein Elektroauto im Gegensatz
dazu aber mit einer (falschen) Nullemission, was das Problem der Zunahme der
CO2-Emissionen durch Elektroautos verursacht. (Näheres
im
Kap. 4.3) |
"Die steuerliche Ungleichbehandlung von Benzin und
Elektrizität ist genau andersherum wie in der Studie behauptet: 1 kWh
Strom ist mit ca. 15 Eurocent, 1 kWh Diesel mit ca 4 Eurocent Steuern &
Abgaben belegt. " |
Der Vergleich von Steuern und Abgaben in der
Einheit „Eurocent pro kWh" ist beeindruckend, sagt aber nicht viel aus. Ein
Elektromotor hat einen Wirkungsgrad von ca. 90% (die Verluste entstehen
vorher bei der Stromerzeugung), ein Benzinmotor von ca. 30%. Letzterer muss
also dadurch ca. 3-mal soviele kWh kaufen und damit Abgaben bezahlen. Ein
Vergleich der Abgaben muss deshalb in der Einheit „Cent pro km" (nicht in
Cent/kWh) erfolgen. Außerdem sind die Abgaben beim Strompreis überwiegend
Umlagen zur Finanzierung des Stromsystems selbst (EEG-Umlage, KWK-Umlage,
Konzessionsabgabe etc.), die nicht zur Finanzierung der Infrastrukturkosten
des Verkehrs gegengerechnet werden können wie die Mineralölsteuer.
Elektroautos haben dieselben Infrastrukturkosten wie Verbrenner, beteiligen
sich aber nicht an diesen Kosten. (Genaueres in Kapitel 6.2) |
"Sie lassen Vorteile der Elektroautos außer Acht:
Im Stadtbereich ist der Elektroantrieb insgesamt deutlich leiser, zwar
nicht bei konstanter, niedriger Geschwindigkeit, aber vor allem im Vergleich zum
unvermeidlichen höhertourigen Motordrehzahl zwischen den Schaltvorgängen
beim Beschleunigen von Verbrenner-PKW, aber auch im Vergleich zu Stadtbussen
mit Dieselmotor. " |
Ja, dies ist einerseits ein Vorteil der
Elektromobilität, andererseits die Ursache für das erhöhte Unfallrisiko für
Fußgänger und Radfahrer durch Elektro- und Hybridautos im Stadtverkehr unter
ca. 35 km/h. Lärmgrenzwertüberschreitungen durch den Straßenverkehr können
durch einen steigenden Anteil an Elektroautos allerdings nicht reduziert
werden, da bei neuen PKW bereits ab Geschwindigkeiten von 35 km/h das
Reifengeräusch dominiert, das bei Elektro- und normalen PKW gleich ist. |
"Bei Elektroautos entfällt das gerne vorgebrachte
"Argument" von Autofahrern gegen Tempo 30 in den Städten, dass dies zu mehr
Kraftstoffverbrauch führen würde, da dies beim Elektromotor schlicht nicht
zutrifft " |
Das Argument wird vielleicht manchmal noch
vorgebracht, es trifft aber auch bei Verbrennungsmotoren nicht zu.
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"Das mit dem erhöhten Unfallrisiko durch
Elektroautos kann nicht stimmen. Bei einem Hearing in USA am 23.Juni 2007
wurde festgestellt, dass Prius-Hybrid-Autos von Toyota kein höheres
Unfallrisiko für Fußgänger als normale PKW haben. "
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Dieses Hearing fand statt. Der dort von einem
Teilnehmer (der selbst Prius-Fahrer ist) gemachten Aussage, dass
Prius-Hybrids von Toyota kein höheres Unfallrisiko für Fußgänger hätten,
lagen lediglich 11 (!) bei Unfällen mit Prius-Hybrid-PKW getötete Fußgänger
zugrunde, eine Unterscheidung nach Stadt- und Überlandverkehr fand nicht
statt. Bei einer so geringen Fallzahl lässt sich jedoch keine sichere statistische
Aussage treffen.
Das UPI bezieht sich auf die im September 2009 von
der Traffic Safety Administration des US-Department of Transportation
fertiggestellte Auswertung der Unfälle mit Hybridautos in 12 Bundesstaaten
der USA in den Jahren 2000 – 2006, die für Fußgänger ein um 40% und für
Fahrradfahrer ein um 70% höheres Unfallrisiko durch Hybridautos im Vergleich
zu normalen PKW ermittelte. Dieser Auswertung lagen 125 tödliche Unfälle
durch Hybridautos mit Fußgängern und Fahrradfahrern zugrunde, bei denen
außerdem zwischen Stadtverkehr (<35 mph , erhöhtes Risiko) und
Überlandverkehr (kein erhöhtes Risiko) unterschieden wurde. Diese Ergebnisse
sind statistisch signifikant. |