Beitrag im Jahrbuch 2002 des Stadtteilvereins Handschuhsheim

In Handschuhsheim zu Fuß unterwegs

Petra Bauer und Dieter Teufel


Was Fußgänger so nebenbei erledigen

Kommunikation

Obwohl jeder von uns Fußgänger ist und die verschiedensten Wege zu Fuß erledigt, spielt diese Verkehrsart in der Verkehrs- und Stadtplanung nur eine ganz untergeordnete Rolle. Im städtischen Haushalt tauchen die Fußgänger in der Regel gar nicht auf, diskutiert wird meist nur über Autos, Fahrräder und Öffentlichen Verkehr. Dabei ist das Zufußgehen die natürlichste Fortbewegungsart seit es Menschen gibt. Zu Fuß erlebt man seine Umwelt unmittelbar, zu Fuß trifft man Nachbarn und Bekannte, es entstehen leicht neue Kontakte. Keine andere Verkehrsart ist so kommunikativ wie das zu Fuß gehen. Man braucht in Handschuhsheim nur einmal zum Markt und zurück zu gehen und schon hat man die meisten Neuigkeiten erfahren. Leben auf der Straße entsteht vor allem durch die Menschen, die zu Fuß unterwegs sind.

Gehen und Gesundheit

In der heutigen Zeit leidet die Mehrheit der Bevölkerung an Bewegungsmangel oder Übergewicht. Eine gute Alternative zu teuren Fitness-Studios ist die tägliche und damit regelmäßige Bewegung beim gehen oder Fahrrad fahren. Die erste Studie, die körperliche Untätigkeit mit einem erhöhten Risiko von koronaren Herzkrankheiten in Zusammenhang brachte, stammt aus dem Jahr 1953 [1]. Seit damals haben unzählige andere Studien ähnliche Ergebnisse erbracht, die in folgender Tabelle zusammengefaßt sind:

Regelmäßige körperliche Aktivität hat folgende Einflüsse auf die Gesundheit: (DHHS, 1996 [2] und Lee, 1997 [3])

bulletVerringert das Risiko vorzeitiger Todesfälle an Herzinfarkt
bulletVerringert das Risiko von Durchblutungsstörungen im Gehirn
bulletVerringert die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Diabetes
bulletVerringert die Gefahr der Entstehung von Bluthochdruck
bulletHilft Patienten, die bereits hohen Blutdruck haben
bulletVerringert das Risiko von Dickdarmkrebs
bulletVerringert Depressionen und Angstgefühle.
bulletHilft bei der Kontrolle des Körpergewichts
bulletHilft beim Aufbau und der Erhaltung gesunder Knochen, Muskeln und Gelenke und beugt Osteoporose vor
bulletHilft älteren Menschen, fit zu bleiben und verringert die Anfälligkeit gegen Stürze
bulletFördert das körperliche und seelische Wohlbefinden 

Geht man im Schnitt nur 3 km pro Tag zu Fuß, verbraucht man 55 000 kcal pro Jahr mehr, das entspricht dem Energieinhalt bei der Verbrennung von 6 kg reinem Fett. Eine Langzeituntersuchung mit 13 300 Menschen zeigte, daß bereits eine halbe Stunde Gehen am Tag die vorzeitige Sterblichkeit, vor allem an Herz-Kreislauf-Krankheiten, in einem Zeitraum von 8 Jahren bei Männern um 60 % und bei Frauen um 52 % reduzierte. [4]   

Für den Einzelnen hat zu wenig körperliche Aktivität einen ähnlich hohen Einfluß auf die Gesundheit wie Rauchen oder hohe Cholesterinwerte. In Deutschland hat mehr als die Hälfte der Bevölkerung (58%) zu wenig Bewegung (weniger als 30 Minuten pro Tag). [5] Die dadurch verursachten Kosten für das öffentliche Gesundheitswesen liegen in der gleichen Größenordnung wie die Krankheitskosten durch Rauchen und ungefähr dreimal so hoch wie die durch Übergewicht und zu fettreiche Ernährung verursachten Krankheitskosten. [6]

Kinder und Bewegung

Zu Fuß gehen und Fahrrad fahren ist nicht nur gesund, es trägt bei Kindern zu ihrer körperlichen und seelischen Entwicklung bei. Kinder gehen oder fahren oft nicht zielgerichtet zu einem bestimmten Ort, sondern streifen durch die Umgebung, um sie zu erkunden, spielen auf der Straße oder benutzen das Fahrrad als Spielzeug. Auf diese Weise schulen sie u.a. ihre motorischen Fähigkeiten, lernen soziales Verhalten und werden selbständig.

Aufgrund der Straßenstruktur und des starken Verkehrs auf den Straßen haben Kinder heutzutage oft nur noch eingeschränkt die Möglichkeit selbständig auf die Straße zu gehen oder mit dem Fahrrad herumzufahren. Sie verbringen viel mehr Zeit zu Hause als früher, u.a. vor dem Fernseher. Wenn Kinder auf die Straße gehen, dann oft in Begleitung eines Elternteils, die sich wegen des Straßenverkehrs um ihre Kinder sorgen. Außerdem sind Kinder, im Gegensatz zu früher, wesentlich häufiger als Mitfahrer unterwegs, da viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zum Kindergarten, zur Schule oder zu Freizeitaktivitäten bringen. Diese Entwicklung hat für Kinder gravierende gesundheitliche Konsequenzen physischer und psychischer Art, da sie sich in ihrer Entwicklungsphase befinden und viele Fähigkeiten bei ihnen erst ausgebildet werden müssen. So ist bei vielen Kindern, denen diese außerhäuslichen Aktivitäten fehlen, die Muskulatur durch den Bewegungsmangel nicht genug ausgeprägt und viele weisen Haltungsschäden auf. Es treten bei ihnen Störungen des Gleichgewichts- und Orientierungssinns und motorische Fehlentwicklungen auf, was z.B. dazu führt, daß viele nicht mehr richtig rückwärts gehen können, auf gerader Strecke Zickzack laufen, Arme und Beine im falschen Rhythmus zueinander bewegen und allgemein weniger körperliche Geschicklichkeit aufweisen. Sie verunglücken leichter und gravierender, da sie keine Auffangbewegungen mehr machen. Sie haben schlecht entwickelte innere Landkarten und aufgrund mangelnden räumlichen Vorstellungsvermögens manchmal Rechenschwächen. Des weiteren sind betroffene Kinder häufig weniger selbständig, stärker auf ihre Eltern fixiert und im extremen Fall sogar in ihrer Kontakt- und Beziehungsfähigkeit gestört. [7]

Schweizer Untersuchungen, bei denen die Entwicklung von Kindern ohne unbeaufsichtigte Aufenthaltsmöglichkeiten im Straßenraum im Vergleich zu normalen Kindern analysiert wurde, zeigten deutliche Unterschiede in der kindlichen Entwicklung. Kinder, denen die Eltern aus Angst vor den Risiken des Straßenverkehrs das Spielen im Straßenraum untersagten und die nicht selbständig längere Wege gehen durften, hatten eine um 13% geringere Reaktionsfähigkeit, eine um 22% verminderte feinmotorische Geschicklichkeit, eine 35% geringere körperliche Gewandtheit, 40% geringeres Gleichgewichtsvermögen und 43% geringere Sprungkraft. Die Zahl der sozialen Kontaktpersonen war um 25% und die der Spielkameraden um 77% geringer, die Kreativität beim Spiel um 15% und die Selbständigkeit und Ausdauer bei eigenen Arbeiten um 47% vermindert[8]

 

Selbstverständliches wird oft unterschätzt: Wie oft sind die Handschuhsheimer eigentlich zu Fuß unterwegs ?

Oft hört man, daß das Auto inzwischen das wichtigste Verkehrsmittel sei. Vor allem manche Geschäftsleute vertreten die Auffassung, daß die überwiegende Zahl ihrer Kunden mit dem Auto zum Einkaufen käme. In Handschuhsheim ist das jedoch nicht so. Wie alle Verkehrserhebungen der letzten Jahre zeigen [9] [10], sind das wichtigste Verkehrsmittel nach wie vor die eigenen Füße. Dabei bestehen zwischen den einzelnen Stadtteilen interessante Unterschiede, wie die jüngste Erhebung, durchgeführt von der Forschungsgruppe Wahlen im Jahr 2001 [11], gezeigt hat. (siehe Bild 1)

  

Bild 1: Zusammensetzung des Einkaufsverkehrs in Stadtteilen Heidelbergs 2001, nach Forschungsgruppe Wahlen 2002

In der Grafik ist dargestellt, wie in den einzelnen Stadtteilen Heidelbergs die Einkaufenden in die Geschäfte kommen. Handschuhsheim liegt, was die umweltfreundlichen Verkehrsarten Fußgänger und Fahrrad angeht, unter allen Stadtteilen an 3. Stelle, nur knapp hinter der Weststadt und der Altstadt: Die Handschuhsheimerinnen und Handschuhsheimer erledigen ihre Einkäufe zu 43% zu Fuß, zu 28% mit dem Fahrrad, zu 21% mit dem Auto und zu 4% mit dem Öffentlichen Verkehr.

Dies hat verschiedene Ursachen. Handschuhsheim hat einen noch weitgehend ursprünglichen Ortskern. Eine große Vielfalt von Geschäften für den täglichen Bedarf lädt zum Einkauf ein, insgesamt gibt es noch rund 40 Geschäfte, in denen man fast alles kaufen kann. Die Handschuhsheimer Haushalte kaufen die Güter für den kurzfristigen Bedarf noch zu 93% im eigenen Stadtteil ein ! [12]

Es ist aber auch umgekehrt. Weil es in weiten Bereichen Handschuhsheims noch Spaß macht, zu Fuß zu gehen oder zu radeln, erledigen viele ihre Besorgungen und Einkäufe mit kurzen Wegen im eigenen Stadtteil. Dies ist ein wichtiger Grund, weshalb sich die günstige Einzelhandelsversorgung in Handschuhsheim, im Gegensatz zu anderen Stadtteilen, halten konnte. Gründe genug also, uns diese oft vernachlässigte Verkehrsart einmal näher anzuschauen.

Wieviel Platz braucht man im Verkehr ?

Ein Hauptproblem des heutigen Verkehrs sind der fehlende Platz auf den Strassen und die daraus entstehenden Staus und die Parkplatznot. Dabei ist der Platzbedarf der einzelnen Verkehrsarten sehr unterschiedlich. Die Grafik zeigt, daß Fußgänger mit Abstand am wenigsten Platz brauchen. Eine Verkehrspolitik, die aus Fußgängern, aber auch aus Radfahrern und Nutzern des Öffentlichen Verkehrs Autofahrer macht, produziert Staus. Und umgekehrt: Wenn die Bedingungen für den Umweltverbund verbessert werden und mehr Menschen zu Fuß gehen oder das Fahrrad benutzen, gibt es weniger Staus und Parkplatzsorgen.

 

Wie war es früher ? 

Wenn man in Archiven, in alten Zeitschriften und Büchern stöbert, findet man über das zu Fuß gehen wenig oder nichts. So selbstverständlich war es, daß kaum ein Autor das Thema erwähnenswert fand. Lediglich in alten Adressbüchern findet man Hinweise auf die oft zu Fuß erledigten Botendienste zwischen den Ortschaften. So heißt es z.B. im "Universitäts- und Addreß-Calender von Heidelberg auf das Jahr 1816" [13]: "Die Weinheimer Böttin kommt wöchentlich zweimal, Dienstags und Samstags hieher, und geht desselben Tages zurück. Bestellungen giebt man bey Conditor Gutheil Markt Nro. 56 und bey Becker Schwarz Hauptstraße Nr. 64 ab."

Noch vor dem 2. Weltkrieg gingen Handschuhsheimer Gärtnerinnen regelmäßig zu Fuß nach Mannheim. Erdbeeren und Kirschen wurden mit Handwagen oder sogar auf dem Kopf nach Mannheim auf den Markt gebracht, man ging um 3 Uhr morgens in Handschuhsheim los. [14] An manchen Stellen der Gemarkung gab es sog. Ruhen, Stein- oder Holzbalken, wo die Lastenträgerinnen ihre Last ablegen konnten. Emil Reimold erinnert sich an regelmäßige sonntägliche Besuche zu Fuß von Handschuhsheim nach Schönau und zurück (ca. 25 km) oder nach Schwetzingen in den Schlossgarten (hin und zurück ca. 23 km). [15] Die Heidelberger Studenten kamen regelmäßig zu Fuß nach Handschuhsheim zum Einkehren. 

Interessant ist es, sich von älteren Mitbürgern über früher erzählen zu lassen. Pfarrer Friedrich Wernz (85) erinnert sich noch lebhaft, wie selbstverständlich die Fußwege früher waren. Frühmorgens um 5 stand man auf, um 7 ging es mit der Kuh rund eine dreiviertel Stunde zu Fuß ins Feld und zur Mittagszeit wieder zurück. Nach dem Mittagessen war eine Ruhepause bis 14 Uhr und anschließend ging es oft in den Garten oberhalb des Hainsbachtals und abends wieder zurück. Da jeder zu Fuß ging, waren viel mehr Leute unterwegs und man traf viele und hielt ein Schwätzchen. Friedrich Wernz schätzt, daß man insgesamt etwa 3 Stunden pro Werktag zu Fuß unterwegs war. Man legte dabei eine Strecke von 8 – 10 km zurück. Kam man aus der Schule, zog man im Sommerhalbjahr von April bis September die Schuhe aus und ging barfuss. War in den Nachbarorten Kerwe, marschierten die Burschen und auch Mädchen in Gruppen die Bergstraße entlang nach Schriesheim und Dossenheim oder über den Wald nach Ziegelhausen und nachts wieder zurück. Sonntags war das Cafe im Luft- und Sonnenbad am Mönchbergweg ein beliebtes Ausflugsziel, das man zu Fuß über die Amselgasse erreichte. [16] 

Für die Kinder war es selbstverständlich, den Schulweg zu Fuß zurückzulegen. Ludwig Merz (91) erzählt begeistert von vielen Erlebnissen und Streichen, die er auf seinem Weg von der Weststadt zur Schule in die Altstadt erlebte. Ludwig Haßlinger und Eugen Holl marschierten wie viele von Handschuhsheim nach Neuenheim in die Mönchhofschule. 

Sophie Berlinghof (92) ging in die Höhere Mädchenschule in der Plöck und später in die Kettengasse und legte den Weg oft zweimal am Tag von Handschuhsheim in die Altstadt zurück, das waren viermal eine knappe halbe Stunde, und früh vor der Schule trug sie noch die Milch und in der Mittagspause Zeitungen aus. Sonntags war die liebste Beschäftigung ein Spaziergang ins Mühltal oder nach Dossenheim mit anschließendem Einkehren. [17] 

Um wieviel erlebnisreicher war ein solcher Schulweg als die heute in manchen Fällen übliche Autofahrt der Mutter mit dem Kind zur Schule. Diese Erlebniswelt ist direkt messbar. Um herauszufinden, wie intensiv Kinder ihre Schulwege erleben, ließ man in einer Untersuchung 700 Kinder ihren Weg von zuhause bis zur Schule aufmalen. [18] Das Ergebnis: Kinder, die mit dem Auto oder mit dem Bus zur Schule kamen, hatten kein inneres Bild von dem Weg, den sie mehrere hunderte Mal im Jahr zurücklegen. Dagegen bilden Kinder, die zu Fuß in die Schule gehen, auf ihren Zeichnungen viele Details ab: Wegekreuzungen, Läden, Bäume, Blumen, Container, Telefonzellen, das Haus, in dem die Freundin wohnt oder den Kiosk.
 

Alte Pass- und Hohlwege

In Handschuhsheim gibt es Fußwege noch aus der Zeit vor Christi Geburt. Sie haben sich durch die über Jahrtausende auf ihnen laufenden Menschen in die Oberfläche des Berges eingegraben und sind heute noch als Hohlwege sichtbar. Dort wo sie Lößzonen queren haben sie sich im Laufe von Jahrhunderten am tiefsten eingeschnitten, aber auch weiter oben in der Buntsandsteinregion kann man wie z.B. bei dem Steckelsgassenhohlweg und dem Hainsbachhohlweg ihre Eintiefungen bis auf die Höhen des Heiligenbergs verfolgen. Am Rande der Hohlwege zur Talseite hin findet man oft Aufschüttungen von Steinen, die im Laufe der Zeit als Hindernisse aus der Hohlweggasse nach außen befördert wurden. [19] 

Diese alten Wege auf den Heiligenberg, die z.T. schon von den Kelten begangen wurden, beschreibt Ludwig Merz in einem Aufsatz im Jahr 1960. [20] Darin heißt es: „Wer die alten Hohlen und Steigen durchwandert, ...kann sich vielleicht dem Banne eines ungezählte Male begangenen Weges nicht entziehen und wird sich fragen: Was mag sich hier wohl alles ereignet haben, welche Schicksale von Menschen und Tieren mögen sich da und dort erfüllt haben - beim Fall eines Zugtieres oder beim Sturz des Fuhrknechtes, auf der Flucht in die Deckung eines tiefen Hohlweges oder bei Gängen zum christlichen und vorchristlichen Heiligtum, beim Holzraub der Pfälzer in dem einst kurmainzischen Wald oder beim Kampf um die Ringwälle und Schanzen ? - Die Ruinen, die Gedenksteine, die Sühnekreuze und Bildstöcke und die unvollendeten Steinmetzarbeiten, die wir auf unseren Bergen am Wege oder im Dickicht finden, mögen unsere Phantasie beflügeln und unseren Streifzug zu einem Erlebnis der Stille werden lassen.“ 

Fußwege in den Wald

Von den Wohngebieten Handschuhsheims aus gibt es auch heute noch ein schönes historisches Fußwegenetz, auf dem man gut zu Fuß in den Wald kommt. Manche der alten Wege findet man in den gängigen Stadtplänen nicht mehr. Erhaltenswert sind die kurzen Verbindungen für Fußgänger, weil sie wegen der Abwesenheit von Kfz-Verkehr, ihrer meist natürlichen Oberfläche und reizvollen landschaftlichen Situation das Gehen zu einer angenehmen Fortbewegungsart machen. Ökologisch gesehen sind diese Pfade aufgrund ihres geringen Versiegelungsgrades von Bedeutung und wegen ihrer Trockenmauern und Hecken erhaltenswerte Biotope. Kein Wunder also, daß Spaziergänger und Wanderer sie gern bei ihren Ausflügen benutzen. 

Bei dem einen oder anderen Weg wäre sogar zu überlegen, ihn aus heimatgeschichtlichen und kulturhistorischen Erwägungen unter Denkmalschutz zu stellen. Dies gilt z.B. für den alten Steckelweg. Dieser schon von den Kelten als Zugang zu ihrer Höhensiedlung begangene Weg dient manchen Zeitgenossen leider als Abfallgrube. In den letzten Jahren war er wegen Sicherheitsproblemen (herabgestürzte Bäume) und juristischer Auseinandersetzungen über die Wegsicherungspflicht gesperrt. Er wird aber nach Auskunft des Leiters des Landschaftsamtes Herrn Michael Schwarz im ersten Halbjahr 2002 wieder geöffnet werden. [21] 

Rüdiger Völkel hat diese Wege in den letzten Jahren systematisch abgeschritten und in der untenstehenden Karte übersichtlich dargestellt. Wer manche noch nicht kennt, für den kann es reizvoll sein, sie im Laufe der Zeit zu entdecken und zu begehen.

  

Was ist zu tun ?

Gemeinderatsbeschluss 2001: Stadtteilverein soll Fußwegenetz bearbeiten

Im Jahr 2001 beschloss der Gemeinderat mit großer Mehrheit, daß sich Stadtteilvereine und Bezirksbeiräte der Erfassung des historischen Wegenetzes annehmen sollen. [22] Danach soll der historische Wegebestand erfasst werden, ein umfassendes städtisches Wegeverzeichnis erstellt und die in ihm verzeichneten Wege rechtlich abgesichert werden. Bisher vorgenommene Entwidmungen von Wegen sollen aufgelistet und wo irgend möglich rückgängig gemacht werden und Lücken im Wegenetz durch die Wiederherstellung alter und die Schaffung neuer Wege geschlossen werden. Das entwickelte Wegenetz soll in den Stadtentwicklungsplan und in die Stadtteil-Rahmenpläne aufgenommen werden. 

Vorarbeiten dazu bieten die im Jahr 1996 für das Stadtplanungsamt aufgestellten „Planungsgrundsätze für den Fußgängerverkehr in Heidelberg“. [23] Darin werden folgende Punkte für eine Verbesserung der Situation für den Fußgängerverkehr genannt: 

bulletKinderwegsicherung: Aufbau eines Kinderwegnetzes
bulletSicherung der Mobilität für ältere und behinderte Menschen: Ausreichende Dimensionierung der Gehwege
bulletSichere und komfortable Überquerbarkeit von Hauptverkehrsstraßen: Ausreichende Zahl von Überquerungshilfen, Zebrastreifen, fußgänger-freundliche Signalschaltungen
bulletSchaffung von abwechslungsreichen und attraktiven Wegen: Je abwechslungsreicher eine Strecke ist, umso kurzweiliger und angenehmer wird sie empfunden
bulletSchaffung von Plätzen und Aufenthaltsflächen zum Verweilen, Ausruhen, sich treffen
bulletAufwertung der Aufenthaltsqualität des Straßenraumes


Kinderwegenetz

Ein erster Schritt zur Schaffung eines Fußwegenetzes wäre die Realisierung eines Kinderwegnetzes. Ein „Kinderwegnetz ist ein Plan, der eine Vernetzung von Wegen darstellt, auf denen Kinder selbständig, sicher und angstfrei zu ihren bevorzugten Plätzen gelangen können.“ [24] Frau Prof. Dr. Lissy Jäkel von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg [25] hat zusammen mit Eltern und Lehrerinnen der Tiefburgschule und der Initiative „Kind und Verkehr“ [26] bereits erste Vorarbeiten dazu geleistet, u.a. wurde eine Staatsexamensarbeit zu dem Thema angefertigt. In Kirchheim und Rohrbach sind durch die Initiative von Eltern ähnliche Projekte bereits erfolgreich abgeschlossen worden.
 

Wie Fußgänger behindert werden

Abbau der Zebrastreifen Mühling- und Burgstrasse oder wie man mit erheblichen Kosten für alle Verkehrsteilnehmer eine Verschlechterung erreicht

Im Jahr 1999 beschloss die Stadtverwaltung, zwei Zebrastreifen in der Dossenheimer Landstrasse aufzuheben. Obwohl sich der Bezirksbeirat Handschuhsheim am 22.11.1999 einstimmig gegen die Aufhebung des Zebrastreifens Burgweg aussprach, wurde der Zebrastreifen in Höhe Burgstraße ersatzlos aufgehoben, der in Höhe Mühlingstrasse durch eine Ampel ersetzt. Dadurch existiert jetzt auf einer Länge von über einem halben Kilometer zwischen den beiden Ampeln an der Haltestelle Fritz/Freystraße und der Mühlingstraße für Fußgänger keine gesicherte Überquerungsmöglichkeit über die B 3 mehr. Dies hat die Verkehrssicherheit eindeutig verschlechtert, weil die meisten Fußgänger einen solchen Umweg nicht machen und stattdessen die B 3 unge­sichert überqueren. Dies betrifft u.a. auch Kunden des Handschuhsheimer Kaufhauses Niebel. 

Die Verwaltung begründete die Aufhebung der Zebrastreifen mit der Verwal­tungsvorschrift zu § 26 StVO, in der es heißt: „Im Zuge von Straßen mit Straßen­bahnen ohne eigenem Bahnkörper sollen Fußgängerüberwege nicht angelegt werden.“ 

Die Begründung mit dem VEP ist falsch: An keiner Stelle im VEP steht etwas vergleichbares, im Gegenteil, an mehreren Stellen heißt es, daß der Fußgängerverkehr gefördert werden soll. So schreibt z.B. der Verkehrsgutachter im VEP, S. 23 zur Analyse der Probleme des Fußgängerverkehr „Bei der Überquerung hoch belasteter Straßen liegen die größten „Schwachstellen“ herkömmlicher Fußgängernetze.“ Er kommt zum Fazit „Diese Ergebnisse zeigen, daß für den Fußgängerverkehr weitergehende Maßnahmen (z. B Überquerungshilfen, Geschwindigkeitsdämpfungen...) erforderlich sind.“ (S. 25) 

Dieser Passus der VwV_StVO ist eine Soll-, keine Muss-Regelung. So schreiben z.B. Beinhauer, M., Jerlitschka, B. und Schmitz, A. in einer neueren Untersuchung über mögliche Sicherheitskonflikte zwischen Straßenbahnen und Fußgängern bei Zebra­streifen über Straßenbahngleise[27]: „Dabei ist die Anlage von Fußgängerüberwegen auf Straßenbahngleisen ohne eigenen Bahnkörper nach der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung durchaus möglich. Zwar sollen laut VwV Fußgängerüberwege im Zuge von  Straßenbahnen ohne eigenen Bahnkörper nicht angelegt werden, generell untersagt wird dies aber nicht.“ Die Untersuchung neu angelegter Fußgängerüberwege über Straßenbahngleise zeigte folgende Ergebnisse: „Alle Begegnungen verliefen sicher und den Verkehrsregeln entsprechend, d.h. alle Fußgänger ließen die Straßen­bahnen passieren.„ Auch in Handschuhsheim ist an diesen Zebrastreifen nie etwas passiert. 

Die Umwandlung von Zebrastreifen in Ampelanlagen beseitigt den bisher vorhandenen Vorrang der Fußgänger in eine Wartepflicht und führt zu deutlich längeren Wartezeiten für den fließenden Kfz-Verkehr. Während man sich früher in einem guten Miteinander aller Verkehrsteilnehmer als Fussgänger zum Überqueren der Strasse kurz durch Blickkontakt mit den Autofahrern verständigen konnte, müssen seither alle warten: Die Fussgänger, bis sie zum Teil erst nach mehreren Minuten grün bekommen. Und die Autos, die jetzt bei einer roten Ampel viel länger warten müssen (Staus bis zur Berliner Strasse mit entsprechender unnötiger Abgasbelastung für die Anwohner der Dossenheimer Landstrasse).

 

Gehwege gehören den Fußgängern

Nach verschiedenen Untersuchungen sollten auch in beengten Straßenräumen Gehwege nicht schmäler als 2 m sein. [28] In Handschuhsheim sind viele Gehwege, auch die in den letzten Jahren neu angelegten, wesentlich schmaler. Während es im Auto selbstverständlich ist, daß man nebeneinander sitzt, ist es in vielen Straßen nicht möglich zu zweit nebeneinander zu gehen, z.B. auf dem an sich schönen Weg von Handschuhsheim in die Stadt durch die Bergstrasse. Eine besondere Behinderung für Fußgänger stellen auf dem Gehweg abgestellte Fahrzeuge dar. Mütter mit Kinderwagen, behinderte Menschen oder ältere Menschen mit Gehstock kommen oft nicht mehr durch und müssen auf die Straße ausweichen. (siehe Fotobeispiel).

Der Stadtteilverein Handschuhsheim e.V., die IGH-Interessengemeinschaft Handschuhsheim e.V. und die Initiative für Verkehrssicherheit in Handschuhsheim begannen deshalb Ende letzten Jahres die Aktion „Gehwege gehören den Fußgängern“. Dabei wurde nebenstehendes Informationsblatt entworfen, das Fahrzeughaltern, die auf dem Gehweg parken, an die Windschutzscheibe geklemmt werden kann. 

 

Die Grafik „Reduzierung des Gehweg-Parkens“ zeigt am Beispiel des neuen Gehwegs auf der Ostseite der Mühltalstraße die dadurch bewirkten Änderungen im Gehwegparken. Zu Beginn der Aktion standen zwei Drittel der PKW mit zwei Rädern auf dem Gehweg und behinderten die Fußgänger. Dann wurde etwa eine Woche lang allen Falschparkern das Informationsblatt an das Fahrzeug gesteckt und schon nach wenigen Tagen zeigten sich die Änderungen: Die Autofahrerinnen und Autofahrer waren vernünftig und stellten ihre Fahrzeuge auf der Straße ab. Mitte November 2001 wurden von der Stadt die Bordsteine vor mehreren Häusern abgesenkt, was wieder einige Autofahrer zum Parken auf dem Gehweg einlud. Die nochmalige Verteilung der Informationsblätter führte dann dazu, daß seither der Gehweg den Fußgängern gehört und auf diesem Teil der Mühltalstraße ein unbehindertes Gehen möglich ist.

Wer selbst im Bereich seiner Straße oder seiner täglichen Wege zu einer Verbesserung des Fußgängerverkehrs beitragen will, kann das Informationsblatt während der Öffnungszeiten des Stadtteilvereins zwischen 16.30 und 18.30 Uhr am Dienstag und Freitag jeder Woche in der Tiefburg abholen oder hier als Word-2000-Datei oder PDF-Datei (100 kb) herunterladen und sich selbst ausdrucken..

 

Wir haben in Handschuhsheim schon angefangen: Verkehrsberuhigte Bereiche:

Ein besonderes Problem stellen in Handschuhsheim Straßen ohne Gehweg dar, wo sich Fußgänger, Fahrradfahrer und Autos den Straßenraum teilen müssen. Um die Verkehrssicherheit und die Aufenthaltsqualität in diesen Straßen zu verbessern, wurden bisher die Pfarrgasse und die Friedenstraße in einen verkehrsberuhigten Bereich umgewandelt, in dem die einzelnen Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind und aufeinander Rücksicht nehmen müssen. [29]

Um zu prüfen, wie sich die Fahrgeschwindigkeiten des Verkehrs dadurch veränderten, wurden vom Gemeindevollzugsdienst

bulletvorher bei Tempo-30,
bulletein dreiviertel Jahr nach Einrichtung des Verkehrsberuhigten Bereiches und
bulletim März 2002, vier Jahre danach

Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt. Diese zeigten, daß durch die Einrichtung des Verkehrsberuhigten Bereichs vor allem die höheren Fahrgeschwindigkeiten und damit die Gefährdung der Fußgänger in den Straßen ohne Gehweg deutlich sanken.

In der Pfarrgasse fuhren zu Zeiten der Tempo 30-Zone 77,5% der Fahrzeuge über 20 km/h und 10% über 30 km/h. Ein dreiviertel Jahr nach Einrichtung des Verkehrsberuhigten Bereiches sank der Anteil der Fahrzeuge über 20 km/h auf 15,4% (Rückgang auf ein Fünftel), der über 30 km/h auf 1,3% (Rückgang auf ein Achtel !). Die Durchschnittsgeschwindigkeit aller Fahrzeuge lag während der Tempo-30-Zone bei 24,9 km/h. Sie sank zu Beginn des Verkehrsberuhigten Bereiches auf 17,3 km/h und ging nach 4 Jahren weiter auf 15,6 km/h zurück.

Ein wichtiges Maß für die Verkehrssicherheit ist der mittlere Bremsweg. Er gibt an, wie weit ein Auto z.B. beim plötzlichen Auftauchen eines Kindes hinter einem parkenden PKW noch rollt, bis es zum Stillstand kommt. Der mittlere Bremsweg der Fahrzeuge in der Pfarrgasse ging von 9,20 m bei Tempo 30 durch die Einrichtung des Verkehrsberuhigten Bereichs um fast die Hälfte auf 5,20 m zurück. 

In der Friedenstraße fuhren zu Zeiten der Tempo 30-Zone 61% der Fahrzeuge schneller als 20 km/h. Ein dreiviertel Jahr nach Einrichtung des Verkehrsberuhigten Bereiches sank dieser Anteil der Fahrzeuge über 20 km/h auf 25%. Daran änderte sich in den letzten 4 Jahren nichts mehr. Allerdings ging in den letzten 4 Jahren der Anteil der Fahrzeuge über 30 km/h, der ein dreiviertel Jahr nach Einrichtung des Verkehrsberuhigten Bereichs noch bei 10,9% gelegen hatte, weiter auf 2,7 % zurück. Die Durchschnittsgeschwindigkeit aller Fahrzeuge lag während der Tempo-30-Zone bei 23,2 km/h. Sie sank zu Beginn des Verkehrsberuhigten Bereiches auf 19,9 km/h und ging nach 4 Jahren weiter auf 17,8 km/h zurück. Der mittlere Bremsweg der Fahrzeuge in der Friedenstraße sank von 8,20 m bei Tempo 30 auf heute 6,0 m.

Das untenstehende Informationsblatt, welches in den Strassen und Geschäften verteilt wurde, gibt Auskunft, was sich in einem verkehrsberuhigten Bereich ändert. 


Sich wohlfühlen in Hendesse - 
 

Gerne wohnen in Handschuhsheim?

     Gerne hier bummeln und einkaufen?

          Gerne im gemütlichen Ortskern zu Gast sein? 

Keine Frage, spricht doch die Beliebtheit dieses Stadtteils für sich selbst. Allerdings wird es deshalb auch manchmal recht eng um die Tiefburg und in den angrenzenden Gassen und Straßen.

Damit sich alle aber auch weiterhin in Handschuhsheim wohlfühlen, als Einwohner, als Kunde oder als Gast - ob zu Fuß, per Rad oder mit dem Auto - haben wir uns etwas einfallen lassen. An besonders "engen" Stellen haben wir die Stadtverwaltung veranlasst, verkehrs­beruhigte Bereiche einzurichten, die alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt benutzen können, zwar etwas langsamer, dafür aber sicherer! Weißblaue Schilder weisen am Eingangsbereich auf diese verkehrsberuhigten Zonen hin. 

Was aber hat sich dadurch gegenüber früher geändert? 

Alle Verkehrsteilnehmer sind nun gleichberechtigt, das bedeutet vor allem eine Verbesserung für die Fußgänger. Ihnen räumt das Gebot zur gegenseitigen Rücksichtsnahme mehr Rechte ein, ohne den Autofahrer allzusehr einzuschränken.   Denn hier fahren motorisierter Verkehr und Fahrräder im Schritt-Tempo und passen sich so dem langsamsten und schwächsten Verkehrspartner an. Dadurch gibt es hier – anders als in der Tempo-30-Zone – ein Miteinander und ein verringertes Unfallrisiko

Was ist gleich geblieben? 

Der verkehrsberuhigte Bereich ist keine "Spielstraße und keine Fußgängerzone! Der motorisierte Verkehr und die Radler dürfen nach wie vor hier durchfahren und selbstverständlich kann hier auch jeder parken, allerdings auf den dafür markierten Flächen - schließlich müssen Rettungsfahrzeuge ungehindert passieren können. 

Also: 

Eigentlich ist es jetzt hier viel angenehmer und besser ‑ und daher heißen wir Sie im verkehrsberuhigten Bereich von Handschuhsheim als Besucher, Kunde oder Gast herzlich willkommen!

Für mögliche Fragen oder Anregungen stehen wir als Initiatoren Ihnen gerne zur Verfügung:

Stadtteilverein Handschuhsheim e.V., Initiative für Verkehrssicherheit in Handschuhsheim, Interessengemeinschaft Handschuhsheim e.V., Handwerker‑ und Gewerbeverein Handschuhsheim, Mitweltgruppe der Evangelischen Kirchengemeinde

 

Da die Erfahrungen positiv waren, einigte man sich am Runden Tisch zwischen Stadtteilverein, Handwerker- und Gewerbeverein, Interessengemeinschaft Handschuhsheim, Mitweltgruppe der Evangelischen Gemeinde und Initiative für Verkehrssicherheit auf eine Ausweitung des verkehrsberuhigten Bereiches in einem nächsten Schritt im Bereich Handschuhsheimer Landstraße zwischen Kapellenweg und Mühltalstraße. Dies ist eine wichtige Nord-Süd-Achse für den Fußgänger- und Fahrradverkehr, im südlichen Teil liegt ein Kindergarten. Die Straße wird in diesem Bereich täglich von ca. 700 Kfz und 1200 Fahrrädern befahren. [30] Im November 2001 stimmte der Bezirksbeirat Handschuhsheim der Ausdehnung des verkehrsberuhigten Bereichs bei 9 Ja- und 0 Nein-Stimmen und 6 Enthaltungen zu.
 

Die Feuerwehr muss durchkommen

Ein Nebeneffekt eines verkehrsberuhigten Bereichs ist, daß die Stellplätze für PKW geordnet werden. Dies ist gerade in den engen Straßen des Ortskerns dringend notwendig, da Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr wiederholt große Schwierigkeiten hatten, hier durchzukommen. Im Brandfall kann die Rettung von Menschenleben von Minuten abhängen ! [31] Es sind aber nicht nur die großen Rettungsfahrzeuge der Feuerwehr, die oft nicht durchkommen. Auch kleinere LKW des täglichen Lieferverkehrs für den Einzelhandel hängen oft fest, wie als Beispiel nebenstehendes Bild zeigt.

In einem verkehrsberuhigten Bereich darf nur noch dort geparkt werden, wo Stellplätze markiert sind. Das Kriterium für die Abmarkierung von Stellplätzen stellt dabei die Befahrbarkeit der Straße für Rettungsfahrzeuge dar. 

Car-Sharing

Privatautos werden heute im Durchschnitt in Heidelberg nur zu 3 % der Zeit im Jahr gefahren, 97 % der Zeit stehen sie irgendwo herum und kosten Geld und brauchen Platz. Eine interessante Alternative für die Umwelt und den eigenen Geldbeutel ist das in den letzten Jahren entstandene Car-Sharing oder „Auto Teilen“. Car-Sharing ermöglicht den Teilnehmern die Nutzung von Fahrzeugen einer Firma nach vorheriger Buchung. Es bietet die Möglichkeit, bei Bedarf jederzeit auf ein Fahrzeug zurückgreifen zu können, ohne ein eigenes Auto besitzen zu müssen, für jede Situation genau das passende Auto buchen zu können und auch nur dann für ein Auto bezahlen zu müssen, wenn man es tatsächlich benutzt hat. Damit lassen sich der größte Teil der Fixkosten (Anschaffung des PKW, Kfz-Steuern, Versicherung etc.) einsparen, die Nutzung kostet nur einen Teil der normalen Kosten (im wesentlichen Treibstoff). Und gleichzeitig parken weniger Autos auf der Straße. In Handschuhsheim stehen die Car-Sharing-PKW bisher in der Bäumengasse, der Pfarrgasse und der Tischbeinstraße. Anmelden kann man sich bei Ökostadt Rhein-Neckar e.V. in der Kurfürstenanlage 62 [32] oder bei der HSB.

Zebrastreifen am Klausenpfad

Ein gefährliches Eck für Fußgänger ist an der Einmündung des Klausenpfades in die Dossenheimer Landstraße. Auf diesem viel begangenen Gehweg zwischen Ortszentrum und OEG-Bahnhof kann es leicht zu einem Konflikt mit den einbiegenden Fahrzeugen kommen. Im November 2001 beschloß der Bezirksbeirat Handschuhsheim deshalb einstimmig die Aufforderung an die Stadtverwaltung, den Gehweg an dieser Stelle als Zebrastreifen über den Klausenpfad zu führen. Es ist zu hoffen, daß dies bald realisiert wird. Mit den ab 1.1.2002 geltenden neuen Richtlinien für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen (R-FGÜ 2001) sind Zebrastreifen heute leichter einzurichten als früher. [33]

Hangbus und Ruftaxi für Handschuhsheim

Seit 8. November 1999 gibt es in Handschuhsheim einen Hangbus. Mit dem neuen Angebot der HSB, das gemeinsam mit der Initiative Handschuhsheimer Hanganwohner, dem Stadtteilverein sowie dem Handwerker- und Gewerbeverein konzipiert wurde, werden die Handschuhsheimer Hanggebiete optimal erschlossen. 

Der kombinierte Verkehr besteht aus einem vertakteten Busangebot der Linie 38 in der Hauptverkehrszeit und dem Ruftaxi in der Nebenverkehrszeit. Der extra für den Hangservice angeschaffte Kleinbus des Handschuhsheimer Reisebusunternehmens Discipulus verkehrt im 20 Minuten-Takt ab OEG-Bahnhof montags bis freitags zwischen 7 und 9 Uhr, zwischen 12 und 14.30 Uhr, zwischen 16 Uhr und 18 Uhr und samstags zwischen 10 und 12.30 Uhr. Das Ruftaxi fährt montags bis freitags zwischen 9.20 und 11.20 Uhr sowie zwischen 14.50 und 15.50 Uhr im 30 Minuten-Takt und zwischen 18.50 Uhr und 20.50 Uhr im Stundentakt. Wer das Ruftaxi am Samstag benötigt, kann es zwischen 6.50 Uhr und 9.50 Uhr (30-Minuten-Takt) sowie zwischen 12.50 Uhr und 20.50 Uhr (Stundentakt) anfordern. Am Sonntag ist das Ruftaxi zwischen 8.50 Uhr und 20.50 Uhr im Stundentakt unterwegs. Der Fahrgast kann das Ruf-Taxi 30 Minuten vor Antritt seiner Fahrt unter der Telefonnummer 30 20 30 bei der Taxizentrale bestellen. 

Das Angebot des Hangbusses ist erfolgreich. Die Fahrgastzahlen erhöhten sich in den letzten 2 Jahren von 230 auf heute 420 Fahrgäste pro Tag. Es ist eine bequeme Möglichkeit, ohne Auto vom Hang ins Dorf und zur Straßenbahn zu kommen und seine Erledigungen zu Fuß zu machen. 

Während zu Fuß gehen vor 100 Jahren noch eine oft harte Selbstverständlichkeit war, weil es meist keine Alternativen gab, erlebt das Gehen heute nach dem Autoboom der 60er und 70er Jahre wieder eine Renaissance. Im Zeitalter der sitzenden Lebensweise ist es modern geworden und macht es Spaß, sich zu bewegen und dabei nebenbei etwas für die Gesundheit zu tun. Fußgänger müssen sich keinen Parkplatz suchen, sind dadurch bei kurzen Wegen oft schneller, gefährden keine anderen Menschen, benötigen keine fremde Energie, erzeugen keinen Lärm und keine Abgase, sind anspruchslos im Flächenbedarf und leisten damit sich, den anderen Verkehrsteilnehmern und der Umwelt einen guten Dienst. Handschuhsheim wird durch Fußgänger ein klein wenig schöner und als Fußgänger kann man die Schönheiten Handschuhsheims noch besser genießen. 

Quellen:

[1] Morris, J.N., Heady, J.A., Raffle, P.A.B., Roberts, C.G. & Parks, J.W. ‘Coronary heart disease and physical activity of work’, Lancet 2, 1953, 1111-1120

[2] DHHS, Physical activity and health: a report of the Surgeon General Department of Health and Human Services, Centers for Disease Control and Prevention, National Center for Chronic Disease Prevention and Health Promotion, Atlanta, GA, 1996

[3] Lee., I.M. et al., "Physical Activity, physical fitness and longevity", Aging Clinical Experimental Research, Vol. 9, Nr. 1-2, 1997, p. 2-11 Zusammenfassung von 42 meist großen epidemiologischen Langzeituntersuchungen zum Thema „Einfluß der Bewegung auf die Gesundheit“

[4] Blair et al., Physical fitness and all-cause mortality, JAMA Journal of the American Medical Association, 1989, 262:2395-2401

[5] Institute of European Food Studies, A pan-EU survey on consumer attitudes to physical activity,body-weight and health Institute of European Food Studies, Dublin, 1998

[6] Cavill, Nick: Walking & health: making the links, World Transport Policy & Practice, Volume 7, Number 4, 2001 33-38

[7] Garbrecht, Dietrich, Gehen, Beltz-Verlag Weinheim und Basel, 1981

[8] Hüttenmoser, Marco, Veränderungen in den Bedingungen des Aufwachsens, in: Chr. Pfister, das 1950er Syndrom - Der Weg in die Konsumgesellschaft - Bern, 1994

[9] Wermuth, Verkehrsentwicklungsplan Heidelberg, Verkehrserhebung November 1988, IVV Verkehrsforschung und Infrastrukturplanung GmbH, Braunschweig, 1989

[10] PTV Planung Transport Verkehr AG, Haushaltsbefragung 1999 zum Verkehrsverhalten in der Region Heidelberg, Juli 1999, Heidelberg, Dezember 2000

[11] Forschungsgruppe Wahlen, Mobilität in Heidelberg, Repräsentative Bevölkerungsumfrage, Februar 2001, Mannheim, 2001

[12]  Schweikart, Jürgen, Struktur und Inanspruchnahme des Einzelhandels in Stadtrandlagen, dargestellt am Heidelberger Stadtteil Handschuhsheim, in: W. Fricke und U. Sailer-Fliege (Hrsg.), Untersuchungen zum Einzelhandel in Heidelberg, Heidelberger geographische Arbeiten, 1995, 83-93

[13] Universitäts- und Addreß-Calender von Heidelberg auf das Jahr 1816, S. 166

[14] Heinrich Bechtel „Als die Hendsemer Marktfrauen noch per pedes ‚uff Mannem’ zogen“, 2. Festschrift zur Hendsemer Kerwe, 1982, S. 66

[15] Emil Reimold, Dorfleben in Handschuhsheim und Neuenheim. Heidelberg, 1936

[16] Friedrich Wernz, persönliche Mitteilungen, Februar 2002; siehe auch Friedrich Wernz: Handschuhsheim vor 100 Jahren, Festschrift Kirchenchor 1988, S. 29 ff.

[17] Sophie Berlinghof, persönliche Mitteilungen, Februar 2002

[18] Koch, Karl-Hermann, Modelle zur ökologischen Gestaltung der Schule: ausgewählte Ergebnisse der Dortmunder Schulhof-Studie ; Beiträge zur Schulbauforschung, Dortmund : IADS, 1998. - 59 S.

[19] Ludwig Merz, Alte Bergwege führen durch die Geschichte, Festschrift zur Hendsemer Kerwe 1983, S. 68-69

[20] Ludwig Merz, Alte Fußwege - Steigen und Hohlen im Stadtwald, Ruperto Carola, XII. Jahrgang, Band 28, Dezember 1960, S. 307 ff.

[21] Herr Michael Schwarz, Leiter des Landschaftsamtes der Stadt Heidelberg, persönliche Mitteilung 15.2.2002

[22] Bauausschuss 13.2.2001, Gemeinderat 8.3.2001, Beschlussvorlage Drucksache: 84/2001

[23] BSV-Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr. Baier GmbH, Planungsgrundsätze für den Fußgängerverkehr in Heidelberg, Aachen 1996.

[24] „Kinderwegnetz: ein Mobilitätsprojekt mit Schülerinnen und Schülern der Klasse 2 der Tiefburgschule Handschuhsheim im Rahmen des Heimat- und Sachunterrichts“, Staatsexamensarbeit von Ruth Klamm, Pädagogische Hochschule Heidelberg, Oktober 2001

[25] Frau Prof. Dr. Lissy Jäkel: email-Adresse: jaekel@ph-heidelberg.de

[26] Initiative „Kind und Verkehr“: email-Adresse: KindundVerkehr@web.de

[27] Beinhauer, M., Jerlitschka, B. und Schmitz, A., Bessere Erreichbarkeit von Haltestellen im Straßenraum, Der Nahverkehr, 7-8, 1998

[28] u.a. Bundesanstalt für Straßenwesen, Flächenansprüche von Fußgängern, Bergisch Gladbach, 1999, Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Unterreihe "Verkehrstechnik", Heft V71, Nov. 1999

[29] Dieter Teufel, Verkehrssicherheit in Handschuhsheim, Jahrbuch 1999, Stadtteilverein Handschuhsheim e.V., S. 79 ff

[30] Stadtplanungsamt Heidelberg, Verkehrszählung 1998: Fahrzeuge gezählt von 6-22 Uhr

[31] „Falsches Parken kann Menschenleben kosten - immer wieder blockieren Autos den Rettungsverkehr“, Rhein-Neckar-Zeitung, 23.1.1996; „Wenn’s brennt wird’s eng, Gedankenlosigkeit kann Leben kosten“, RNZ, 5./6.8.1995; „Feuerwehr kam nicht durch“ Leserbrief von Brigitte Schreil zum Artikel „Dachstuhlbrand in Handschuhsheim“, RNZ 8.12.1995

[33] Bundesverkehrsministerium, Richtlinien für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen,  R-FGÜ 2001

 

Seitenanfang

Neuenheimer Feld 2006
Flächenvergleich Auto - Straba
UVU Neckarbrücke
Neuenheimer Feld
Quellwasser in Handschuhsheim
Erschließung des Uni-Campus
In Handschuhsheim zu Fuß unterwegs
Botschaft aus der Steinzeit ?
Esskastanien in Handschuhsheim
Flächenentwicklung Handschuhsheims
Handschuhsheimer Verkehr
Gold auf dem Heiligenberg?