Beitrag im Jahrbuch 2003 des
Stadtteilvereins Handschuhsheim
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Möglichkeiten
zur besseren Anbindung des Universitätscampus im Neuenheimer Feld und zur
Entlastung der Hauptstraßen in Handschuhsheim
- Petra Bauer und Dieter Teufel -
Auflage
März 2004.
Eine leicht gekürzte Fassung wurde unter dem Titel
„Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Hauptstraßen in Handschuhsheim -
Wie kann die B3 wirksam entlastet werden ?“ im Jubiläumsband 2003 des
Jahrbuchs Handschuhsheim, S. 95-111, 2003, veröffentlicht
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Inhalt
1
Die Probleme
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2
Wie werden Verkehrsuntersuchungen durchgeführt ?
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3
Woher kommen die Autos auf der B3 und wo wollen sie hin ?
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4
Welche Möglichkeiten zur Entlastung der B3 gibt es heute ?
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4.1
Job-Ticket
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4.2
Parkraumbewirtschaftung
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4.3
Straßenbahn-Anbindung des Neuenheimer Feldes
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4.4
Zweites OEG-Gleis bis Weinheim: Ende der Wartezeit in Schriesheim
und Taktverdoppelung
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4.5 Durchgehende
OEG- oder HSB-Linie von Weinheim ins Neuenheimer Feld
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4.6
Verbesserung von Anschlüssen
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4.7
Bike&Ride: Überdachte Fahrradabstellplätze an OEG
Haltestellen
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4.8
Beschleunigung des Öffentlichen Verkehrs
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4.9
Rad/Fußgängersteg Wieblingen - Neuenheimer Feld
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4.10 S-Bahn Rhein-Neckar
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4.11 S-Bahn nach Norden
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4.12 Straßenbahn-Anbindung
von Ladenburg/Heddesheim
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4.13 Verlegung der B 3 auf
die A 5
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4.14 Verlagerung des
Durchgangsverkehrs: Straßenräumliches Handlungskonzept
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4.15 Schnellbus aus
Wilhelmsfeld ins Neuenheimer Feld
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4.16 Schwindende
Nahversorgung: Hausgemachter Autoverkehr
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4.17 Sichere
Fahrradverbindung in die Stadt im Zuge der Sanierung der B3-Allee
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4.18 Straßenbahnverlängerung
Nussloch/Wiesloch
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4.19 Straßenbahn nach
Kirchheim und Weiterführung nach Walldorf
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4.20 Straßenbahnverlängerung
nach Plankstadt/Schwetzingen
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5
Mehr Verkehr durch neue Straßen
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5.1 Fünfte
Neckarquerung mit Ausbau des Klausenpfads
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5.2 Fünfte
Neckarquerung ohne Ausbau des Klausenpfads
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5.3 Fünfte
Neckarquerung als Brücke
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5.4 Zentraler
Nordzubringer
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5.5 "Radieschen-Tunnel"
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5.6 "Kleiner"
Nordzubringer
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6
Zusammenfassung
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7
Was bisher schon erreicht wurde
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8
Fazit
9
Literatur
1 Die Probleme
In
den letzten Jahrzehnten hat der Verkehr auf der
Durchgangsstraße in Handschuhsheim stark zugenommen. Nach dem Lärmgutachten
der Stadt Heidelberg sind heute in Handschuhsheim tagsüber 31% und nachts
36% der Bevölkerung durch Verkehrslärm oberhalb der gesetzlichen Lärmgrenzwerte
belastet. Dies betrifft vor allem die Menschen, die an der B3 und der
Berliner Straße wohnen.
Verkehrslärm ist nicht nur eine Belästigung der Anwohner, sondern
erhöht auch die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Zusätzlich zum Lärm sind
die Anwohner den Schadstoffen des Verkehrs ausgesetzt. Der
Kraftfahrzeugverkehr ist heute in Heidelberg die wichtigste Ursache der
Luftverschmutzung. Der starke Verkehr auf der B3 ist darüber hinaus ein
Unfallrisiko, besonders für Fußgänger und Fahrradfahrer. Die B3 ist
schlecht zu überqueren und bietet für Passanten eine geringe
Aufenthaltsqualität, was sich auch negativ auf die Geschäftswelt
auswirkt. In den letzten 5 Jahren von 1998 bis 2002 passierten auf der B3
zwischen Theodor-Heuss-Brücke und nördlicher Stadtgrenze 262 polizeilich
erfasste Verkehrsunfälle. Dabei wurden 140 Menschen verletzt und ein
Mensch getötet.
Im Schnitt wird damit auf diesem Straßenabschnitt alle 14 Tage ein Mensch
verletzt.
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2 Wie
werden Verkehrsuntersuchungen durchgeführt ?
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Um Lösungsmöglichkeiten für
die Verkehrsprobleme zu finden und zu bewerten, müssen zunächst
aufwendige Verkehrsuntersuchungen durchgeführt werden. Grundlage dieser
Untersuchungen sind Verkehrserhebungen und Verkehrszählungen. In
Heidelberg wurden im November 1988 von Prof. Dr. Wermuth
13770 Personen (10,3% der Einwohner Heidelbergs) befragt, welche Fahrten
und Wege zu welchem Zweck und mit welchem Verkehrsmittel sie an einem
Stichtag durchführten. Im Juli 1999 wurde eine solche Befragung mit 1331
Einwohnern Heidelbergs und 3150 Bewohnern der Region von der Stadt
Heidelberg zusammen mit dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar VRN wiederholt.
Die Ergebnisse dieser Verkehrserhebungen, aus denen genau ersichtlich
wird, wohin die Menschen zu welchem Zweck, zu welcher Uhrzeit, mit welchem
Verkehrsmittel über welche Route fahren, werden in ein Computermodell des
Verkehrs eingespeist, in dem alle wesentlichen Straßen und ÖPNV-Linien
Heidelbergs enthalten sind. Dieses wird durch Verkehrszählungen auf den
Straßen und im ÖPNV ergänzt und geeicht. Aus einer Vielzahl von
Verkehrsuntersuchungen weiß man, welche Verhaltensänderungen bei wie
viel Prozent der Verkehrsteilnehmer eintreten, wenn z.B. eine neue Straßenbahnlinie
gebaut oder der Takt oder die Geschwindigkeit einer Straßenbahn
verbessert wird. Dadurch lassen sich in einem Computermodell einzelne Änderungen
und ganze Planfälle durchspielen. Die erhaltenen Ergebnisse sind nicht
absolut exakt, aber z.B. genauer als Meinungsumfragen vor Wahlen. Da
solche Untersuchungen schon seit ca. 40 Jahren durchgeführt werden,
bestehen große Erfahrungen mit dem Instrumentarium, die es ermöglichen,
Aussagen im Vorfeld darüber zu treffen, was bei Verwirklichung einzelner
Projekte im Straßenraum an Änderungen geschehen wird.
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Aufgrund verschiedener zu erwartender Änderungen
wie Erhöhung der Bevölkerungszahl, Änderungen in der Arbeitsplatzzahl,
normalen Trends wie einer Zunahme des Autobesitzes und der Autonutzung
wird zunächst ein Prognose-Null-Fall errechnet, der die Situation in 5
oder 10 Jahren beschreibt, wenn keinerlei Verkehrsmaßnahmen mehr
realisiert würden. Die Wirkung einzelner Maßnahmen wie die einer
5.Neckarquerung oder einer Straßenbahnlinie in das Neuenheimer Feld können
dann mit dieser Null-Prognose verglichen werden. Dadurch können die
Auswirkungen der Planungen berechnet und optimiert werden. In Heidelberg
wurden solche Untersuchungen in den letzten Jahren von Prof. Dr. Manfred
Wermuth und der IVV-Verkehrsforschung und Infrastrukturplanung GmbH
,
dem BSV-Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH
und der PTV-Planung Transport Verkehr GmbH
durchgeführt.
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Durch die Verkehrserhebungen
und -zählungen ist bekannt, woher die Fahrzeuge auf der B3 kommen und wo
sie hinfahren. Es ist interessant, diese Verkehrsflüsse genauer zu
studieren. Von ihnen hängt ab, wie stark einzelne Maßnahmen zur
Entlastung der B3 beitragen können. Fangen wir im Norden an: Von dem
Kfz-Verkehr, der täglich auf der B3 durch Handschuhsheim fließt, kommen 23% über den Autobahnzubringer
Dossenheim von der A5, 42% von der Bergstraße (B3) hinter Dossenheim,17%
direkt aus Dossenheim und 18% aus Handschuhsheim. 18% der
Fahrzeuge haben ihr Ziel in Handschuhsheim, 30% fahren in die Rottmannstraße und 52% in die
Berlinerstraße. Von den letzteren fahren 22% in das Neuenheimer Feld, 7%
haben ihr Ziel in Neuenheim und 23% fahren über die Ernst-Walz-Brücke.
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4
Welche Möglichkeiten zur Entlastung der B3 gibt es heute ?
Schauen wir uns einmal einen
typischen Pendler an, der im Odenwald z.B. in Fürth wohnt und im
Neuenheimer Feld arbeitet.
Wenn er mit dem Auto fährt, braucht er für die Strecke knapp eine Stunde
von seiner Wohnung bis zum Parkplatz auf dem Neuenheimer Feld. Dort kann
er den ganzen Tag seinen Wagen kostenlos abstellen. Wenn sein
Arbeitsbeginn 8 Uhr ist, kann er z.B. in Fürth um 6.05 Uhr mit der
Deutschen Bahn nach Weinheim fahren. Er kommt dort um 6:35 Uhr an und muss
dann in die OEG umsteigen. Deren Fahrplan ist aber nicht auf die aus dem
Weschnitztal ankommende Bahn abgestimmt, sie fährt 6:39 und dann erst
wieder 6:59 Uhr von Weinheim ab. Da die OEG-Haltestelle erst nach einem
Fußweg von rund 5 Minuten zu erreichen ist, kann er nur, wenn er rennt
und Glück hat, die OEG 6:39 erreichen. Wenn er nicht so gut im sprinten
ist oder sein Zug nur 1 Minute Verspätung hat, muss er in Weinheim auf
einem schmalen OEG-Bahnsteig direkt neben der Hauptstraße noch einmal
fast 20 Minuten auf die nächste OEG warten. Dann kann er nach
Handschuhsheim fahren, allerdings nicht an einem Stück. Da zwischen
Weinheim und Schriesheim die OEG nur ein Gleis hat, müssen die
entgegenkommenden Fahrzeuge in Schriesheim jedes Mal aufeinander warten.
Während der Wartezeit kann unser Pendler dann aus dem Fenster schauen und
sehen, wie seine Kollegen mit dem Auto die B3 entlang brausen. In
Handschuhsheim muss er aus der OEG aus- und in die Straßenbahn Richtung
Berliner Straße umsteigen. Nach einer Wartezeit von 6 Minuten kann er in
die 4er einsteigen. Diese fährt ihn dann zwar nicht ins Neuenheimer Feld,
aber immerhin in die Berliner Straße, wo er dann nach dem Aussteigen noch
einen Fußmarsch bis zu seinem Arbeitsplatz absolvieren kann. Insgesamt
hat er vom Bahnhof Fürth bis zur Haltestelle in der Berliner Straße nach
Fahrplan 89 Minuten gebraucht, fast 50% länger als mit dem Auto, mit dem
er zudem noch direkt von der Wohnung losfahren und näher an seinen
Arbeitsplatz heranfahren kann. Einen Großteil der Mehrzeit, die er mit
dem ÖPNV braucht, muss er jeweils aufgrund nicht abgestimmter Fahrpläne
auf den nächsten Anschluss warten. Fährt er nach der Arbeit z.B. um
16:22 Uhr mit der Straßenbahn wieder zurück, muss er sowohl in
Schriesheim fahrplanmäßig 4 Minuten als auch in Weinheim ebenfalls
wieder 20 Minuten auf den Anschluss Richtung Fürth warten. In Fürth
endlich angekommen, freut er sich darauf, nach dem Sitzen im Büro wieder
die Strecke zur Wohnung mit seinem Mountainbike zurückradeln zu können.
Als er aber eines Tages abends am Bahnhof Fürth ankommt, ist sein
Mountainbike gestohlen, da es keine sichere Unterstellmöglichkeit am
Bahnhof gibt.
Und für das Ganze soll er
jeden Monat 129 Euro (250 DM) für eine Monatskarte zahlen, weil sein
Arbeitgeber, die Universität, bis heute kein Job-Ticket eingeführt hat.
Es ist kein böser Wille, dass sehr viele das Auto benutzen, es ist
einfach schneller, bequemer und billiger.
Das muss aber nicht so sein.
Andere Städte, wie z.B. Karlsruhe, Freiburg, Basel, Zürich, Montpellier
oder Stuttgart haben es uns in den letzten Jahrzehnten vorgemacht, wie ein
moderner Öffentlicher Verkehr komfortabel, schnell, bequem und preiswert
organisiert werden kann.
Betrachten wir einmal
genauer, welche Maßnahmen in Heidelberg möglich sind. Insgesamt gibt es 20 Maßnahmen,
mit denen die Anwohner der B3 entlastet werden könnten. Wir gehen sie im
Folgenden der Reihe nach durch und beschreiben dabei, welche Folgen welche
Maßnahmen hätten.
4.1 Job-Ticket
Viele Unternehmen in
Heidelberg haben es inzwischen eingeführt. Es ist so erfolgreich, dass es
bei den teilnehmenden Unternehmen von 55 - 65% der Beschäftigten genutzt
wird. Bei der Stadtverwaltung
haben von 2 400 Beschäftigten seit Jahren 1 540 das Job-Ticket
(=64%), bei der Pädagogischen Hochschule 93 von 140 Beschäftigten
(=66%). Eine Ausnahme stellen die Universität, die Max-Planck-Institute
und die Universitätskliniken dar, deren über 14 000 Beschäftigte
in der Altstadt und im Neuenheimer Feld das reguläre Job-Ticket bisher
leider nicht nutzen können. Ein Jobticket kostet heute 21 Euro pro Monat,
also 81% weniger als eine Gesamt-VRN-Monatskarte oder rund die Hälfte
einer Monatskarte nach Dossenheim oder ein Drittel des in Zukunft
geplanten Bürgertickets. Zusätzlich müsste die Universität als
Arbeitgeber einen Grundbeitrag von 7,35 Euro pro Monat und Beschäftigten
zahlen. Dieser Grundbeitrag zur Finanzierung des Jobtickets könnte leicht
über eine Bewirtschaftung der bisher kostenlosen Stellplätze finanziert
werden.
4.2 Parkraumbewirtschaftung
Heute sind auf dem Universitätscampus
im Neuenheimer Feld 5500 Stellplätze ausgewiesen.
Außerdem gibt es 1000 - 1200 inoffizielle Stellplätze. Bis zum Jahr 2010
sollen zusätzlich ca. 700, bis zum Jahr 2020 zusätzlich ca. 1500
PKW-Stellplätze gebaut werden, insgesamt wären es dann unter Berücksichtigung
der wegfallenden ca. 7000. Allein die heutigen Stellplätze nehmen eine Fläche
von ca. 130 000 Quadratmetern ein. Boden ist ein kostbares Gut, in
Neuenheim ist der Boden nach den Bodenrichtwerten des Gutachterausschusses
der Stadt Heidelberg mit 1020,- Euro/m2 am teuersten.
Der Rechnungshof Baden-Württemberg
kritisierte bereits im Jahr 1994 die Finanzierung der Stellplätze für
Landesbedienstete durch den Steuerzahler und forderte eine generelle Gebührenpflicht
für alle PKW-Abstellflächen. Die landeseigene Parkraumgesellschaft
Baden-Württemberg (PBW) GmbH hat berechnet, dass der jährliche Aufwand
des Landes Baden-Württemberg für seine 65000 Stellplätze für
Landesbedienstete und Studenten bei ca. 95 Millionen DM im Jahr 1996
liegt.
Die monatlichen Vollkosten der Stellplätze des Landes Baden-Württemberg
betragen nach Berechnungen der PBW zwischen 40 und 50 Euro bei Stellplätzen
im Freien sowie zwischen 125 und 175 Euro bei Plätzen in Parkhäusern und
Tiefgaragen.
Die PBW bewirtschaftet derzeit 16 700 Stellplätze in 170 Parkhäusern und
Tiefgaragen sowie über 3 500 Plätze im Freien, darunter die
Parkraumbewirtschaftung an den Universitäten Konstanz und Mannheim.
In dem Problem, dass die
Stellplätze bisher kostenlos angeboten werden, liegt gleichzeitig ein großes
Potential zur Lösung der Verkehrsprobleme des Neuenheimer Feldes. Würden
diese Stellplätze zusammen mit einem Job-Ticket bewirtschaftet, wäre
z.B. bei einer Monatsgebühr von nur 20 Euro für einen Stellplatz auf dem
Universitätsgelände die Fahrt mit dem Öffentlichen Verkehr plötzlich
nicht mehr viel teurer als das Auto, sondern sogar billiger. Dies hätte
zur Folge, dass ein Teil derjenigen, die vom Wohnort zum Arbeitsort eine
Verbindung des Öffentlichen Verkehrs haben, sich ein Jobticket kaufen würden,
mit dem sie übrigens auch am Wochenende mit der ganzen Familie kostenlos
auf allen Bahnen und Bussen zwischen Weißenburg im Elsaß,
Kaiserslautern, Bensheim, Bad Schönborn und Bad Friedrichshall fahren können.
Die Planfallberechnungen zeigen, dass durch die Einführung eines
Jobtickets, kombiniert mit einer Parkraumbewirtschaftung der Verkehr auf
der B3 in Handschuhsheim um ca. 1800 PKW pro Tag (das wären 11 % des
gesamten Verkehrs) abnehmen würde. Anders als Baumaßnahmen, die nur an
einer Stelle wirken, hätte ein Job-Ticket und eine
Parkraumbewirtschaftung in der ganzen Stadt positive Effekte, schwerpunktmäßig
bei den Verkehrsströmen, die ins Neuenheimer Feld, in die Altstadt und
nach Bergheim fließen: Die Umweltbelastungen des Verkehrs würden
abnehmen und nicht irgendwo anders hin verlagert, der Verkehr würde
weniger, dadurch gäbe es weniger Staus und die Stellplatzprobleme wären
entspannt.
Die Kosten dieser Maßnahme
für die Öffentliche Hand lägen bei Null Euro, sowohl die laufenden
Kosten als auch die notwendigen Investitionen könnten über die Einnahmen
aus der Parkraumbewirtschaftung finanziert werden. Beide Maßnahmen könnten
sofort eingeführt werden.
Aus den geschilderten Gründen
waren sowohl Jobticket als auch Parkraumbewirtschaftung für das
Neuenheimer Feld Bestandteil des im Jahr 1994 vom Gemeinderat
verabschiedeten Verkehrsentwicklungsplanes. Sie sind ebenfalls in der im
Jahr 2001 erfolgten Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes
Heidelberg enthalten. Die Universität schreibt dazu in ihrem
Verkehrskonzept: "Universität, Staatliches Vermögens- und
Hochbauamt Mannheim und Universitätsbauamt sind seit 1990 damit befasst,
eine Bewirtschaftung der Stellplätze im Universitätsgebiet einzuführen.
Nach den Vorstellungen des Universitätsbauamtes sollte sie alle Stellplätze
erfassen. Berechtigte Bedienstete und Studenten könnten Plaketten
erhalten; für Besucher und ambulante Patienten usw. könnten
Parkschein-Automaten aufgestellt werden. Ein solches
Bewirtschaftungssystem würde den Verkehr nicht behindern, wäre technisch
und organisatorisch flexibel, kostengünstig zu realisieren und geeignet,
den Umstieg auf den ÖPNV zu begünstigen."
So weit, so gut. Das Problem ist, dass eine Bewirtschaftung der über 5000
Stellplätze der Universität und ein Jobticket in den letzten 13 Jahren
nicht erreicht wurde.
Die Ursachen liegen im
politischen Bereich. Als "eine politische Aufgabe" sah es bisher der
Landtagsabgeordnete von Heidelberg, Werner Pfisterer (CDU) an, die
Parkraumbewirtschaftung im Neuenheimer Feld zu verhindern. Auf sein
Betreiben hin lehnte z.B. der Finanzausschuss in Stuttgart im Februar 1998
die Parkraumbewirtschaftung ab. In der Pressemitteilung des Büros von MdL
Pfisterer heißt es dazu: "Mit seinem ununterbrochenen Engagement gegen
die geplanten Parkgebühren löste Pfisterer ein Versprechen ein, das er
bereits lange vor seiner Wahl abgegeben hatte."
In diesem Zusammenhang ist das Argument verbreitet, eine
Bewirtschaftung des Parkraums sei für Landesbedienstete juristisch nicht
möglich, gleiches gälte für ein Job-Ticket. Diese Argumentation ist
falsch. Am 1. Dezember 2003 wurde z.B. an der Universität Freiburg eine
flächendeckende Parkraumbewirtschaftung für Bedienstete und Studenten
und am 1.Januar 2004 ein Job-Ticket für Bedienstete eingeführt.
4.3 Straßenbahn-Anbindung des Neuenheimer Feldes
Schon sehr lange geplant ist
eine Straßenbahnlinie in das Neuenheimer Feld. Bisher fährt die Straßenbahn
nur außerhalb des Universitätscampus durch die Berliner Straße. Fahrgäste,
die in die Institute oder Kliniken wollen, müssen entweder in die oft überfüllten
Busse umsteigen oder einen Fußmarsch von bis zu 800 Metern unternehmen.
Weit entfernt von der Straßenbahn sind die neuen Kliniken, die zur Zeit
und in Zukunft am Westrand des Campus gebaut werden. Seit Jahren werden
verschiedene mögliche Streckenverläufe diskutiert, die jedoch bisher
alle am Widerstand der Universität scheiterten. Möglich wäre z.B. eine
Ringstrecke von der Jahnstraße über die Kirschnerstraße, die
Tiergartenstraße und über die Straße im Neuenheimer Feld wieder zurück
zum Technologie-Zentrum oder Stichstrecken über die Kirschnerstraße und
die Straße im Neuenheimer Feld. Die Universität argumentiert, dass eine
Straßenbahn auf diesen Straßen Messungen und Experimente der Universitätsinstitute
beeinträchtigen würde und deshalb nicht in Frage käme. Dies betraf vor
allem die Strecke durch die Straße im Neuenheimer Feld neben dem
Mineralogischen und dem Physikalisch-Chemischen Institut. Inzwischen ist
jedoch das Physikalisch-Chemische Institut in einen Neubau in der verlängerten
Mönchhofstraße umgezogen.
Als Alternative schlug die
Universität jahrelang eine Straßenbahnstrecke über den Klausenpfad vor,
die jedoch verkehrlich und betriebswirtschaftlich ausscheidet, da dort
praktisch keine Fahrgäste hin wollen und sie deshalb durch das Land nicht
zuschussfähig wäre. Die Trasse eines schienengebundenen Verkehrsmittels
muss dort liegen, wo die Ziele der Fahrgäste sind. Das Problem wäre
technisch zu lösen, da nicht ganze Institute, sondern nur einzelne
Messgeräte beeinträchtigt werden können. Dazu müssten nicht ganze
Institute verlagert werden (wie die Universität mehrmals vorrechnete),
sondern lediglich der Standort einzelner Messgeräte. Die Universität
selbst hat für solche Zwecke in den letzten Jahren das Verfügungsgebäude
gebaut, in das Geräte und Experimente einzelner Institute verlagert
werden können.
Durch eine nördliche
Stichstrecke könnte der Verkehr auf der B3 in Handschuhsheim um ca. 500
PKW/Tag verringert werden.
Es gibt weitere Maßnahmen,
mit denen die ÖPNV-Anbindung des Universitätsgeländes verbessert werden
könnte. Diese Maßnahmen, die bisher noch nicht Bestandteil des
Verkehrsentwicklungsplans sind, wären z.B.:
4.4 Zweites OEG-Gleis bis Weinheim: Ende der Wartezeit in Schriesheim und
Taktverdoppelung
Inzwischen ist auf allen
Strecken des OEG-Ringverkehrs zwischen Heidelberg-Mannheim-Viernheim und
Weinheim ein 2-gleisiger Betrieb eingerichtet, außer auf der Strecke
zwischen Weinheim und Schriesheim. Hier besteht nach wie vor nur ein
Gleis, was ein häufigeres Fahren der OEG verhindert. Außerdem pflanzen
sich Verspätungen einer OEG-Linie sofort auch in der Gegenrichtung fort,
weil das entgegenkommende Fahrzeug jeweils warten muss, bis die Strecke
frei ist. Würde dieses zweite Gleis endlich gebaut werden, wäre ein
durchgehender 10-Minuten-Takt der OEG zwischen Weinheim und Edingen möglich.
Außerdem entfiele das bisher regelmäßige Warten der OEG-Bahnen am
Bahnhof Schriesheim auf den Gegenzug. Im Oktober 2002 stimmte z.B. der
Gemeinderat Schriesheim dem zweigleisigen Ausbau zwischen
Schriesheim und Weinheim einstimmig zu und gab seine Finanzierungszusage,
während die Stadt Heidelberg, die auch davon profitieren würde, bisher
keine Finanzierungszusage gab.
Welche Folgen eine
Taktverdoppelung hat, konnte man z.B. bei der Einführung des
10-Minuten-Takts auf der OEG-Strecke zwischen Edingen und Heidelberg
messen. Auf dieser Strecke, die vorher durchgängig im 20-Minuten-Takt
bedient worden war, nahm die Zahl der Fahrgäste zwischen Edingen und
Wieblingen um 2600 pro Tag und zwischen Wieblingen und Heidelberg um 3270
pro Tag zu. Dies entspricht einer Fahrgaststeigerung um 50 bzw. 50,2%.
4.5 Durchgehende OEG- oder HSB-Linie von Weinheim ins Neuenheimer Feld
Bisher müssen alle Fahrgäste,
die vom Norden her mit der Straßenbahn ins Neuenheimer Feld wollen, am
OEG-Bahnhof in Handschuhsheim umsteigen. Dies gilt sowohl für die Zufahrt
morgens wie für die Heimfahrt abends. Ein gebrochener Verkehr, bei dem
zweimal pro Tag umgestiegen werden muss, ist nicht attraktiv und keine
gute Alternative zum Auto. Untersuchungen in anderen Städten zeigten,
dass sich im Schnitt bei sonst gleichen Bedingungen pro Umsteigevorgang
die Zahl der Fahrgäste halbiert. Eine umsteigefreie Verbindung ist nicht
nur ein Komfortgewinn, sondern auch schneller. Bei der jetzigen
Gleisstruktur (2 Gleise der OEG bis Schriesheim) wäre es technisch kein
Problem, eine durchgehende Bahnlinie von Schriesheim in die Berliner Straße
zu fahren. Ob dies von der OEG oder der HSB am kostengünstigsten zu
realisieren wäre, ließe sich am besten durch eine Ausschreibung der
Verbindung ermitteln. Falls Bedenken bestehen sollten, ob eine solche
Linie ausgelastet wäre, wäre es ohne Problem möglich, sie zunächst nur
in den Hauptverkehrszeiten zu bedienen. Nach dem Bau des 2. Gleises
zwischen Schriesheim und Weinheim könnte die Direktlinie schon in
Weinheim starten. Wenn beim geplanten Umbau der Straßenbahnhaltestelle
vor dem Hauptbahnhof ein Wendegleis vorgesehen würde, könnte diese
Direktlinie bis zum HBF geführt werden.
4.6 Verbesserung von Anschlüssen
Wie
beim Beispiel des Pendlers aus dem Weschnitztal beschrieben, sind die
Fahrpläne verschiedener ÖPNV-Unternehmen auch heute noch nicht
aufeinander abgestimmt. Pendler aus Fürth, Mörlenbach, Rimbach oder
Birkenau, die mit dem Zug nach Weinheim fahren wollen, müssen heute in
der Regel 20 min auf die OEG warten. Allein durch eine Verbesserung der
Fahrpläne könnte die Fahrzeit für Pendler aus diesem Bereich also um
rund 20 Minuten verkürzt werden. Diese Maßnahme wäre gut zu kombinieren
mit den Maßnahmen 5.4
"Zweites OEG-Gleis bis Weinheim" und 5.5
"Durchgehende
OEG- oder HSB-Linie von Weinheim ins Neuenheimer Feld
". Eine neue OEG-Linie direkt in die Berliner Straße könnte
zeitlich so gelegt werden, dass sie den Anschluss der Züge aus dem
Weschnitztal aufnimmt. Zusammen würden sich dadurch die ÖPNV-Fahrzeiten
für Pendler aus dem Weschnitztal mit der OEG im Vergleich zu heute um
knapp eine Stunde (!) pro Tag verkürzen.
4.7 Bike&Ride: Überdachte Fahrradabstellplätze an OEG Haltestellen
Die
meisten Menschen in der Region wohnen nicht direkt an einer Haltestelle,
sondern 300 bis 1500 m entfernt. Das ist eine ideale Entfernung, um mit
dem Fahrrad von der Wohnung zur Haltestelle zu fahren. Bei einer
Entfernung von z.B. 1000 m braucht man dafür nur ca. 4 Minuten. Wer das
heute jedoch macht, muss damit rechnen, dass sein Fahrrad irgendwann
gestohlen ist, wenn er von der Arbeit zurück kommt. Das gilt
insbesondere, wenn er ein wertvolles Fahrrad hat. Dringend notwendig sind
deshalb gut ausgebaute Bike&Ride-Anlagen mit überdachten und abschließbaren
Fahrradboxen an allen OEG- und DB-Haltestellen. Das kostet nicht viel und
braucht auch nicht viel Platz. Durch eine Erweiterung des Erschließungsradius
der OEG-Haltestellen durch diese Maßnahme würde der PKW-Verkehr auf der
B3 um 400 PKW pro Tag abnehmen.
4.8 Beschleunigung des Öffentlichen Verkehrs
Ein wichtiges Kriterium für
die Akzeptanz des Öffentlichen Verkehrs ist die Geschwindigkeit, mit der
die Fahrgäste ans Ziel befördert werden.
Die
Fahrgeschwindigkeit der HSB-Fahrzeuge nach Fahrplan liegt seit Jahren im
Durchschnitt nur zwischen 15 und 16,5 km/h. In der Rush-Hour liegt sie
wegen Behinderungen des ÖPNV oft noch niedriger. Dies ist die reine
Fahrzeit der ÖPNV-Fahrzeuge, ohne den Zeitbedarf der Fahrgäste für
den Zu- und Abgang zur Haltestelle und ohne die Wartezeit an der
Haltestelle. Bezieht man letztere mit ein, reduzieren sich die
Reisegeschwindigkeiten für die Fahrgäste der HSB auf durchschnittlich
unter 10 km/h. Demgegenüber liegt die durchschnittliche
Reisegeschwindigkeit mit dem PKW wie mit dem Fahrrad in Heidelberg von Tür
zu Tür bei ca. 20 km/h. Warum sollte man bei solchen
Geschwindigkeiten vom Auto auf den ÖPNV umsteigen ?
Zur Rush-Hour befinden sich
in einer modernen Niederflur-Straßenbahn bis zu 230, in einem Gelenkbus
bis zu 160 Personen. Zur Rush-Hour befinden sich in einer modernen Straßenbahn
soviel Menschen wie in ca. 190 Autos, das entspricht einer Autoschlange
von ca. 1 200 m Länge. Da
sich in einer Straßenbahn also viel mehr Menschen befinden als in den
Autos vor einer Ampel, ist es sinnvoll und effektiv, dem Öffentlichen
Verkehr an Kreuzungen mit moderner Technik Vorrang einzuräumen.
Dies muss kein Nachteil für
den PKW-Verkehr sein. Wie viele Autos pro Ampeldurchlauf an einer Kreuzung
durchfahren können, hängt vor allem vom Anteil der Grünzeit pro
Richtung ab. Bekommt der Öffentliche Verkehr nicht starre Grünzeiten
(egal ob er kommt oder nicht), sondern nur dann, wenn tatsächlich eine
Straßenbahn kommt, wird dadurch die Grünzeit für die Autos nicht
verringert. Im Gegenteil, bei einer intelligenten Schaltung der
Lichtsignalanlagen kann die Kapazität für den Autoverkehr sogar erhöht
werden, da die ÖV-Zeitfenster im Ampelumlauf immer dann eingespart werden
können, wenn keine Straßenbahn kommt. Ein solches Programm mit moderner
Verkehrsleit- und Lichtsignaltechnik wurde in den letzten 15 Jahren in der
Mehrzahl der europäischen Städte mit gut ausgebautem Öffentlichem
Verkehr realisiert. Dadurch wurde der Verkehrsfluss insgesamt verbessert,
der Öffentliche Verkehr attraktiver, die Zahl der Umsteiger vom Auto auf
den Öffentlichen Verkehr erhöht und dadurch Autoverkehr eingespart, was
zusätzlich dem Verkehrsfluss des Autoverkehrs zugute kam. In Heidelberg
ist ein solches Programm zur Erhöhung der Geschwindigkeit des Öffentlichen
Verkehrs längst überfällig, da der ÖPNV bisher nur an wenigen Ampeln
Vorrang erhält. Der Öffentliche Verkehr in Heidelberg fährt heute im
Durchschnitt langsamer als vor Jahrzehnten.
Ein besonderer Nebeneffekt
einer Beschleunigung des Öffentlichen Verkehrs ist, dass dadurch
erhebliche Kosten eingespart werden können. Allein zwischen
Handschuhsheim und den Stadtwerken könnte die Geschwindigkeit der Linien
1 und 4 um 50% erhöht werden ! Je schneller die Straßenbahn fährt,
um so geringer sind die spezifischen Lohn- und Fahrzeugkosten pro
Fahrgast. Bei der Linie 4 könnten so nur auf diesem Abschnitt Kosten von
300 000 € pro Jahr, bei der Linie 1 zusätzlich 270 000
€ pro Jahr eingespart werden. Im Gesamtnetz der HSB könnten durch eine
Beschleunigung um nur 20% die Betriebskosten um ca. 8 Millionen € pro
Jahr verringert werden, das wäre ein Viertel des HSB-Defizits. Zusätzlich
wäre der ÖPNV schneller, pünktlicher und attraktiver.
4.9 Rad/Fußgängersteg Wieblingen - Neuenheimer Feld
Obwohl Handschuhsheim und
Wieblingen nur 3 km auseinander liegen, werden heute zwischen den beiden
Stadtteilen täglich rund 1100 Fahrten mit dem PKW, aber nur 90 mit dem
Fahrrad unternommen. Zwischen Handschuhsheim und Pfaffengrund sind es täglich
800 PKW-Fahrten und nur 105 mit dem Fahrrad. Der Grund ist, dass man heute
mit dem Fahrrad einen großen und wenig attraktiven Umweg außen herum
fahren muss.
Durch einen Fußgänger-/Fahrradsteg über den
Neckar z.B. in Höhe des Klausenpfads würde eine direkte und attraktive
Fahrradverbindung zwischen Wieblingen, Edingen, Eppelheim und Pfaffengrund
einerseits und dem Neuenheimer Feld, Neuenheim, Handschuhsheim und der
Altstadt andererseits geschaffen. Diese Verbindung wäre wesentlich
attraktiver (Fahrt durch das verkehrsarme Neuenheimer oder
Handschuhsheimer Feld statt an der vielbefahrenen B 37) und ca. 1,5 -
1,8 km kürzer als heute. Der Fahrradsteg würde nach den Berechnungen von
Prof. Dr. Wermuth15 täglich von rund 3 000 Fahrradfahrern benutzt werden.
Allein in Handschuhsheim würde der Autoverkehr dadurch um ca. 500
Autofahrten pro Tag abnehmen.
Aus Gründen des
Landschafts- und Naturschutzes könnte der Steg als schmale, nur von Fußgängern
und Fahrradfahrern benutzbare Holzbrücke (nach dem Vorbild von Holzbrücken
über den Hochrhein) gebaut werden, die im sensiblen Bereich des
Naturschutzgebietes seitlich geschlossen ausgeführt werden könnte. Ein
Fußgänger-/Fahrradsteg wurde zwar in den Verkehrsentwicklungsplan 1994
aufgenommen, aber von der Stadtverwaltung nicht weiter verfolgt.
4.10 S-Bahn Rhein-Neckar
Im Dezember 2003 wird - nach
über 30 Jahren Diskussions- bzw. Planungszeit - die S-Bahn Rhein-Neckar
in Betrieb gehen. Damit wird der letzte Ballungsraum Deutschlands eine
S-Bahn erhalten, nachdem andere Ballungsräume bereits in den 60er Jahren
ihre S-Bahn einweihen konnten. Im ersten Bauabschnitt wird die S-Bahn
zwischen Kaiserslautern und Mosbach-Osterburken bzw. Speyer und Bruchsal
fahren. Die modernen S-Bahnfahrzeuge können die Fahrgäste schneller und
komfortabler befördern als die heutigen Bahnen.
4.11 S-Bahn nach Norden
Bereits beschlossen, aber
noch ohne konkreten Zeitplan sind Ergänzungsstrecken der S-Bahn Richtung
Ladenburg, Weinheim, Heppenheim und Bensheim bzw. von Mannheim nach
Lampertheim und Biblis. Diese Ergänzungsstrecken werden für die nördliche
und nordwestliche Anbindung des Neuenheimer Feldes und damit für die B3
in Handschuhsheim eine Entlastung um 600 PKW pro Tag bringen. Es ist
deshalb wünschenswert, dass auch die Ergänzungsstrecken der S-Bahnzüge
zügig realisiert werden.
4.12 Straßenbahn-Anbindung von
Ladenburg/Heddesheim
In den letzten Jahren ins
Gespräch kam die Straßenbahn-Anbindung von Ladenburg. 1997 beauftragten
der VRN und die Gemeinden Dossenheim, Heddesheim, Hirschberg, Ladenburg
und Schriesheim eine Machbarkeitsstudie, die im März 1998 fertiggestellt
wurde und positiv ausfiel. Aufgrund der Ergebnisse dieser Studie wurde die
Schienenstrecke von Feudenheim über Ilvesheim nach Ladenburg und weiter
nach Schriesheim/Heidelberg in den Anhang C des Nahverkehrsplans
Rhein-Neckar aufgenommen. Es wäre sinnvoll, diese Bestrebungen unserer
Nachbargemeinden im Norden politisch zu unterstützen, da sie nicht nur
eine bessere Anbindung für die dortigen Bewohner an Heidelberg brächte,
sondern auch für uns in Handschuhsheim weniger Verkehr auf der B 3 (minus
500 PKW/Tag).
4.13 Verlegung der B 3 auf die A 5
Eine einfache Maßnahme, die
schon vor 15 Jahren gefordert wurde und nichts kosten würde, wäre die
Verlegung der Bundesstraße 3 auf die vorhandene A 5 im Westen
Heidelbergs. Es gibt keinen Grund, weshalb die Bundesstraße, an der sich
vor allem fremde Fahrer anhand der Beschilderung oft orientieren, mitten
durch die Stadt Heidelberg führen muss. Technisch und rechtlich wäre es
ohne Probleme möglich, diese, wie auch in vielen anderen Städten
geschehen, auf die Autobahn zu legen. Damit würde der Durchgangsverkehr
ein Signal erhalten, nicht mitten durch das Zentrum Handschuhsheims und
Heidelbergs zu fahren. Die Stadtverwaltung plant, die B3 lediglich von der
Rottmannstraße/Theodor-Heussbrücke auf die Berlinerstraße/Ernst-Walzbrücke
zu verlegen. Damit ergäbe sich weder für die B3 im Zentrum
Handschuhsheims noch für Rohrbach-Markt eine Entlastung. Dieser Plan
sollte deshalb geändert und die B3 gleich auf die A5 verlegt werden.
4.14 Verlagerung des Durchgangsverkehrs: Straßenräumliches Handlungskonzept
Im Jahr 1996 ließ die
Stadtverwaltung Heidelberg bei dem renommierten Planungsbüro Baier,
Aachen, ein "Straßenräumliches Handlungskonzept" für die Hauptstraßen
erstellen.
Darin wurde zunächst im Rahmen einer Verträglichkeitsanalyse und einer
Problemanalyse das gesamte Hauptstraßennetz Heidelbergs untersucht. Bei
der Problembewertung schnitt die B 3 im Raum Handschuhsheim schlecht ab.
Bemängelt wurden u.a.
|
fehlende Querungsmöglichkeiten für Fußgänger,
|
|
problematische Überquerungen an
Haltestellen,
|
|
problematische Knotenpunkte,
|
|
"Radfahren auf der Fahrbahn
problematisch" bzw. "sehr problematisch" auf der B 3 zwischen dem nördlichen
Ortseingang Handschuhsheims bis zum Mönchhofplatz.
|
Anschließend wurde
detailliert untersucht, wie die Mängel behoben werden könnten. Insgesamt
wurden im Straßenräumlichen Handlungskonzept dazu weit über 200
einzelne Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit auf dem
Hauptstraßennetz Heidelbergs empfohlen. Davon sind leider bisher viele,
gerade die wichtigsten, von der Stadtverwaltung noch nicht realisiert. Von
den für die Hauptstraßen Handschuhsheims vorgeschlagenen Verbesserungsmaßnahmen
wurde von der Stadtverwaltung in den letzten 7 Jahren sogar noch keine
einzige Maßnahme umgesetzt !
Für die B3 fordert das Straßenräumliche
Handlungskonzept folgende Maßnahmen:
(Priorität
1 = sehr dringend, 3 = nicht so dringend)
|
Maßnahme
|
Priorität
|
realisiert ?
|
Dossenheimer Landstraße zwischen
Hans-Thoma-Platz und Mühlingstraße:
|
Verbreiterung der
Gehwege
|
3
|
bisher nicht realisiert
|
Geschwindigkeitsbegrenzung
auf 30 km/h
|
1
|
bisher nicht realisiert
|
Anlage einer Überquerungshilfe
an der Haltestelle Biethstraße
|
1
|
bisher nicht realisiert:
im Gegenteil, nördlich davon wurde sogar ein Zebrastreifen abgebaut
|
Abbau des Gehweg-Parkens
|
1
|
bisher nicht realisiert
|
Anlage einer
Torsituation am Ortseingang
|
2
|
bisher nicht realisiert
|
In der Rottmannstraße:
|
Ergänzung der fehlenden
Fußgängerfurten an der Lichtsignalanlage Steubenstraße
|
2
|
bisher nicht realisiert
|
Anlage einer Überquerungshilfe
in Höhe Froschäckerweg
|
2
|
hier besteht noch ein
Zebrastreifen; es ist jedoch geplant, diesen abzubauen !
|
Geschwindigkeitsbegrenzung
auf 30 km/h
|
1
|
bisher nicht realisiert
|
Steubenstraße zwischen Blumenthal- und
Rottmannstraße:
|
Ergänzung der fehlenden
Fußgängerfurt an der Lichtsignalanlage Rottmannstraße
|
2
|
bisher nicht realisiert
|
Geschwindigkeitsbegrenzung
auf 30 km/h
|
1
|
bisher nicht realisiert
|
Anlage einer Überquerungshilfe
in Höhe Bachsstraße (Einengung)
|
2
|
bisher nicht realisiert
|
Handschuhsheimer Landstraße B3:
|
Geschwindigkeitsbegrenzung
auf 30 km/h
|
1
|
bisher nicht realisiert
|
Anlage einer zusätzlichen
Überquerungshilfe (Fußgängerüberweg) am südlichen Ende der
Haltestellen-Insel Kußmaulstraße
|
2
|
bisher nicht realisiert
|
Verbreiterung der
Haltestelleninsel Kußmaulstraße (Umsetzung der Markierungen)
|
2
|
bisher nicht realisiert
|
|
|
Auf der B3 in Handschuhsheim
sind rund 3800 PKW/Tag oder 15% Durchgangsverkehr, der auch über die A5
fahren könnte. Für diese Fahrzeuge gibt es keinen Grund, durch
Handschuhsheim hindurch zu fahren. Durch Realisierung der Maßnahmen des
Straßenräumlichen Handlungskonzepts würde die Durchfahrt von
Handschuhsheim für den Durchgangsverkehr unattraktiver. Die Realisierung
der Maßnahmen 5.14
und 5.13
zusammen würde die B3 in Handschuhsheim um ca. 3200 Fahrzeuge pro
Tag oder um 12% entlasten.
4.15 Schnellbus aus Wilhelmsfeld ins Neuenheimer Feld
Die meisten Berufseinpendler
nördlich von Handschuhsheim wohnen entlang der Bergstraße und im
Weschnitztal. Im Vergleich dazu fallen die relativ kleinen Dörfer im
Odenwald kaum ins Gewicht. Es gibt jedoch eine Ausnahme: Wilhelmsfeld, das
zum Einzugsgebiet Heidelbergs gehört. Aus Wilhelmsfeld pendeln täglich
420 Berufstätige nach Heidelberg. Zusammen mit anderen Einpendlern,
Einkaufs-, Besorgungs- und sonstigen Fahrten verursacht dies rund 1100
Autofahrten pro Tag auf der B 3 in Handschuhsheim. Mit dem Auto braucht
man von Wilhelmsfeld ins Neuenheimer Feld ca. 25 Minuten, mit dem Öffentlichen
Verkehr bei zweimaligem Umsteigen in Schriesheim und Handschuhsheim 40
Minuten. Für die Pendler aus Wilhelmsfeld würde sich deshalb zumindest
im Berufsverkehr morgens und nachmittags ein Schnellbus lohnen, der die
Fahrgäste komfortabel, ohne umzusteigen, ohne Parkplatzsorgen und fast so
schnell wie mit dem PKW von Wilhelmsfeld ins Neuenheimer Feld bringt. Bei
den jetzigen Ticketpreisen wäre dies noch keine Alternative, aber nach
Einführung eines Job-Tickets und einer Parkraumbewirtschaftung wäre dies
auch für Autopendler interessant. Durch einen Schnellbus aus Wilhelmsfeld
zur Rush-Hour könnte der Verkehr auf der B 3 um 200 PKW/Tag reduziert
werden.
4.16 Schwindende Nahversorgung: Hausgemachter Autoverkehr
Von den täglichen Wegen der
Handschuhsheimer im Stadtteil (Binnenverkehr) wurden im Jahr 1988 rund 27%
mit dem Auto, 20% mit dem Fahrrad, 52% zu Fuß und 1% mit dem Öffentlichen
Verkehr zurückgelegt. Mit dem Auto waren das pro Tag rund 5600
Autofahrten. Inzwischen dürfte die Zahl der Autofahrten im Binnenverkehr
angestiegen sein, da sich die Einkaufsmöglichkeiten auf den Norden des
Stadtteils konzentriert haben. Parallel dazu ist eine Entwicklung zu
beobachten, dass die Zahl der Einkaufsmöglichkeiten im Ortskern abnimmt.
So verlagerte z.B. Lidl seine Einkaufsstelle von der Steubenstraße in die
Fritz-Frey-Straße. Während die Einkäufe im Ortskern meistens zu Fuß
oder mit dem Fahrrad erledigt werden, wird zum Einkaufen in den großen
Supermärkten in der Regel das Auto benutzt. Auch dies lässt den
Autoverkehr in Handschuhsheim ansteigen. Heute sind ca. 18% des
Autoverkehrs auf der B 3 Verkehr von Handschuhsheimern (Summe von Binnen-,
Quell- und Zielverkehr), auf der nördlichen Berliner Straße sind es
sogar 27% und auf der Rottmann-/Steubenstraße
39%. Durch eine Verbesserung der Nahversorgung, wie sie noch vor wenigen
Jahren vorhanden war und durch einige fußgängerfreundliche Maßnahmen im
Straßenraum
könnte der Binnenverkehr mit dem Auto in Handschuhsheim um mindestens 15%
reduziert werden, dies entspräche einer Entlastung der B 3 um 400 – 600
PKW täglich. Der Stadtteilverein Handschuhsheim e.V. bemüht sich seit Jahren
um Verbesserungen in dieser Richtung.
4.17 Sichere Fahrradverbindung in die Stadt im Zuge der Sanierung der B3-Allee
Tabelle 1
zeigt die Zahl der Auto- und Fahrradfahrten zwischen
Handschuhsheim und den wichtigsten anderen Stadtteilen. Allein zwischen
den benachbarten Stadtteilen Handschuhsheim und Neuenheim, Altstadt,
Bergheim und Weststadt fahren pro Werktag über 15000 mit dem PKW und
13000 mit dem Fahrrad. Viele trauen sich auf diesen Strecken nicht auf das
Fahrrad, weil zwischen Handschuhsheim und dem Mönchhofplatz keine sichere
Radverbindung besteht. Auf der ganzen Strecke gibt es auf der B3 weder
einen Radweg noch einen Fahrradstreifen, weshalb heute nur geübte
Fahrradfahrer diese Strecke befahren.
|
|
Fahrten/Tag mit
|
Rad zu
PKW
(=100%)
|
zwischen und
|
PKW
|
Fahrrad
|
Handschuhsheim
|
Altstadt
|
3270
|
3940
|
120%
|
Handschuhsheim
|
Neuenheim
|
6710
|
6940
|
103%
|
Handschuhsheim
|
Bergheim
|
2290
|
1310
|
57%
|
Handschuhsheim
|
Weststadt
|
3160
|
880
|
28%
|
Handschuhsheim
|
Südstadt
|
620
|
190
|
30%
|
Handschuhsheim
|
Rohrbach
|
1300
|
280
|
21%
|
Handschuhsheim
|
Pfaffengrund
|
800
|
105
|
13%
|
Handschuhsheim
|
Kirchheim
|
1130
|
160
|
14%
|
Handschuhsheim
|
Wieblingen
|
1100
|
90
|
8%
|
Summe
|
|
20390
|
13900
|
|
Tabelle
1
: Werktägliche
Fahrten mit PKW und Fahrrad zwischen Handschuhsheim und anderen
Stadtteilen
Da die Gleise der Straßenbahn
zwischen Brückenstraße und Hans-Thoma-Platz dringend saniert werden müssen
und die Kanalanlagen zum Teil marode sind, plante die Stadtverwaltung noch
im letzten Jahr einen Umbau der B 3 zwischen Mönchhofplatz und
Hans-Thoma-Platz. Im Zuge dieses Umbaus sollten die Straßenverhältnisse
für alle Verkehrsarten verbessert und auf beiden Seiten ein
Fahrradstreifen angelegt werden, damit auf dieser wichtigen
Radverkehrsverbindung zwischen Handschuhsheim/Dossenheim und der
Innenstadt ein sicheres Fahrradfahren möglich wird. Gleichzeitig sollten
durch eine leichte Verbreiterung der Gehwege die hundert Jahre alten
Platanen der schönen Allee besser geschützt werden. Laut Baumgutachten,
das die Stadt Heidelberg in Auftrag gegeben hat, haben diese Platanen noch
eine Lebenserwartung von mindestens 50 Jahren. Die Haltestellen der Straßenbahnen
werden in ihrer Sicherheit verbessert und behindertengerecht umgebaut. Der
Schienenbereich wird statt des heute vorhandenen lauten Pflasters in
Bitumen ausgeführt. Der Autoverkehr behält wie bisher eine Fahrspur pro
Richtung. Wenn dieser Umbau durchgeführt würde, würde er in diesem
Bereich der B 3 eine deutliche Verbesserung für alle Verkehrsteilnehmer
und weniger Lärm für die Anwohner bringen. Inzwischen ist es jedoch
unwahrscheinlich geworden, dass diese Straßensanierung realisiert wird.
Die geplanten großen Straßenplanungen (siehe unten) werden in den nächsten
Jahrzehnten soviel Geld kosten, dass das Geld für diese dringend
notwendige Sanierung wahrscheinlich fehlt. Es ist trotzdem zu hoffen, dass
diese Umbauarbeiten bald und zügig durchgeführt werden, damit alle von
diesen Verbesserungen profitieren können. Der Stadtteilverein
Handschuhsheim schlägt vor, dass während der Bauphase jeweils nur auf
einer Seite gebaut wird, damit der Verkehr nicht vollständig unterbrochen
und umgeleitet werden muss.
Durch
diese Straßensanierung wäre eine sichere Fahrradverbindung in die
Altstadt, Neuenheim, Weststadt, Bergheim geschaffen mit der Folge, dass
der Autoverkehr auf der B3 in Handschuhsheim um 1200 PKW pro Tag (=5%)
abnehmen würde. Zahlreiche weitere, vor allem preiswerte Maßnahmen zur
Verbesserung der Sicherheit für den Fahrradverkehr, die bisher noch nicht
realisiert wurden, sind in BSV, 1995
enthalten.
4.18 Straßenbahnverlängerung Nussloch/Wiesloch
Der
Hauptverkehr ins Neuenheimer Feld kommt aus Süden und Südwesten. Aus
diesen Richtungen ist der Universitäts-Campus heute nur mit ein- bis
dreimaligem (!) Umsteigen zu erreichen. Ein Beschäftigter der Universität,
der z.B. in Wiesloch wohnt und mit dem Öffentlichen Verkehr zur Arbeit
fahren wollte, müsste dabei heute folgende Odyssee zurücklegen: Zunächst
mit dem Bus von Wiesloch nach Leimen, dann in die Straßenbahn Linie 3
umsteigen und warten, bis sie abfährt. Schon in Rohrbach-Süd muß er
wieder raus und dort warten, bis die Straßenbahn Linie 4 ihn weiter fährt.
Mit der kann er dann in die Berliner Straße fahren. Arbeitet er aber
weiter hinten, insbesondere in Zukunft in der neuen Klinik, muss er z.B.
auf der "schönen" Haltestelle an der Berliner Straße noch einmal auf
den Bus warten und noch mal umsteigen. Auf der Hinfahrt vier verschiedene
Verkehrsmittel, jedes Mal warten und nach der Arbeit wieder dasselbe zurück.
(Nur der Vollständigkeit halber:
Theoretisch könnte er es auch mit drei verschiedenen Verkehrsmitteln
schaffen, wenn er in der Linie 3 bis zum Bismarckplatz sitzen bliebe und
dann mit dem 33er Bus wieder zum Römerkreis zurückführe, was aber ein
erheblicher Umweg wäre.) Und dafür soll er 129 € im Monat
zahlen. Kein vernünftiger Mensch, der ein Auto hat, macht so etwas. Dabei
wurde bereits 1993 im Sofortmassnahmenprogramm Verkehr und 1994 im
Verkehrsentwicklungsplan der Stadt Heidelberg vom Gemeinderat die Straßenbahnverlängerung
nach Nussloch und Wiesloch beschlossen wie auch die Weiterführung der
Straßenbahnen nach Sandhausen/Walldorf und nach Plankstadt/Schwetzingen.
Es wurde nicht umgesetzt. Ginge die Straßenbahn wie früher nach
Wiesloch, hätte unser Pendler plötzlich eine sinnvolle Alternative. Er könnte
morgens in moderne Straßenbahnwagen in Wiesloch einsteigen und bis er die
Zeitung gelesen hat, wäre er ohne Umsteigen und ohne Wartezeit mit der
Linie 4 bis auf den Universitätscampus gefahren. Zusammen mit einem
Jobticket für 21 € im Monat wäre dies eine attraktive Alternative. Würde
sie endlich umgesetzt, könnte der Kfz-Verkehr auf der Ernst-Walz-Brücke
dadurch um 3,5% verringert werden.
4.19 Straßenbahn nach Kirchheim und Weiterführung nach Walldorf
Weitere
Maßnahmen zur Verbesserung der Anbindung des Neuenheimer Feldes sind die
geplante Straßenbahn nach Kirchheim und die Weiterführung dieser Straßenbahn
nach Sandhausen/Walldorf. Von dort könnte eine zusätzliche Straßenbahnlinie
über den HBF ins Neuenheimer Feld und weiter über die Berlinerstraße
nach Schriesheim/Weinheim geführt werden. Mit dieser Maßnahme könnte
der Kfz-Verkehr auf der Ernst-Walz-Brücke um 2,8% verringert werden.
4.20 Straßenbahnverlängerung nach Plankstadt/Schwetzingen
Mit
der ebenfalls schon 1993/94 beschlossenen Weiterführung der Straßenbahn
nach Plankstadt und Schwetzingen könnte der Kfz-Verkehr auf der
Ernst-Walz-Brücke um 2,7% verringert werden. Alle drei Straßenbahnverlängerungen
zusammen reduzieren den Kfz-Verkehr auf der Ernst-Walz-Brücke um 9%.
Zur
selben Zeit, als in Heidelberg vom Gemeinderat die Straßenbahnverlängerungen
ins Neuenheimer Feld, nach Wiesloch, nach Walldorf und nach Schwetzingen
beschlossen wurden (1993 und 1994), fielen auch in Heidelbergs
Partnerstadt Montpellier, in Straßburg und in Karlsruhe Beschlüsse zum
Bau von Straßenbahnen. Seither haben Montpellier und Straßburg ein
komplett neues Straßenbahnsystem aufgebaut (15 bzw. 25 km lang) und Karlsruhe insgesamt 270 km neue Stadtbahnlinien in Betrieb
genommen, Heidelberg genau 0,9 km. 40% der Fahrgäste in der Karlsruher
Stadtbahn sind vom Auto in die Stadtbahn umgestiegen, in Bussen sind nur
3% der Fahrgäste Umsteiger vom Auto.
Weitere
Maßnahmen wären Schnellbuslinien aus mehreren südlichen Gemeinden
(darunter aus Wiesloch, Walldorf und Schwetzingen, bis die Straßenbahnen
fertig sind), der Burellitunnel und ein Umbau des Autobahnanschlusses
Rittel.
Alle bisher dargestellten Maßnahmen
haben folgende Gemeinsamkeiten:
|
Sie sind kurz- bis mittelfristig zu
verwirklichen |
|
Sie haben eine positive Wirkung auf
das gesamte Verkehrsgeschehen in der Stadt |
|
Sie führen zu keinen negativen
Nebenwirkungen an anderen Stellen
|
Demgegenüber stehen Maßnahmen,
die durch eine Schaffung neuer Angebote für den Autoverkehr versuchen,
die vorhandenen Probleme zu lösen. Diese nachstehend beschriebenen Maßnahmen
haben folgende Gemeinsamkeiten:
|
Sie sind mit aufwendigen Baumaßnahmen
verbunden und kosten deshalb relativ viel Geld. Bei ihrer Realisierung
müssen deshalb aufgrund der angespannten Haushaltslage viele
notwendige kleine und mittelgroße Maßnahmen verschoben oder
aufgegeben werden. |
|
Sie sind nur mittel- bis
langfristig zu realisieren, da sie z.B. die Zustimmung von Grundstückseigentümern
oder deren Enteignung erfordern und abhängig sind vom Ausgang von möglichen
Gerichtsverfahren. |
|
Ihre Systemwirkung auf das gesamte
Verkehrsgeschehen in Heidelberg ist eher negativ, da sie zu einer
Zunahme des Autoverkehrs an anderen Stellen führen.
|
Es ist ein altbekanntes Phänomen,
dass durch den Bau neuer Straßen nicht nur Verkehr verlagert wird,
sondern auch neuer Autoverkehr entsteht. Ursachen dafür können z.B.
sein, dass durch das attraktivere Angebot einer neuen Straße (z.B. kürzere
Fahrzeit) bisherige Fahrgäste des Öffentlichen Verkehrs auf das Auto
umsteigen. Außerdem kommt es, je nach den Bedingungen in mehr oder
weniger starkem Maße zu einer Neuinduktion von Verkehr: Es entstehen neue
Autofahrten, die es vorher nicht gab. Ein Beispiel: Ein Student, der heute
mit dem Auto zur Uni fährt und zwei Vorlesungen hat, vormittags und
nachmittags, bleibt heute vielleicht in der freien Zeit zwischen den
Vorlesungen auf dem Universitätscampus und setzt sich in die
Bibliothek, um zu lernen. Existiert in Zukunft z.B. eine schnelle
Verbindung für das Auto über den Neckar, kann es sein, dass ein Teil der
Studenten die freie Zeit benutzt, um "schnell mal" mit dem Auto nach
Hause und nachmittags extra wieder auf den Campus zu fahren. Aufgrund von
zahlreichen Untersuchungen und Vorher-Nachher-Vergleichen kann man solche
Effekte heute quantitativ abschätzen. Erster Bürgermeister Prof. Dr.
Raban von der Malsburg stellte dieses Problem bei einer Veranstaltung des
Stadtteilvereins Wieblingen im November 2002 am Beispiel einer 5.
Neckarquerung anschaulich dar: Eine 5. Neckarquerung mit Ausbau des
Klausenpfads würde insgesamt 22 300 Kraftfahrzeuge pro Tag anziehen.
In allen umliegenden Straßen, vor allem in Bergheim, käme es aber nur zu
einer Entlastung um insgesamt 12 700 Fahrzeuge. Fast die Hälfte des
Verkehrs auf der 5. Neckarquerung wäre also neu induzierter Autoverkehr,
der heute nicht fließt. Dieser würde vor allem den Westen und Nordosten
der Stadt, also Handschuhsheim, zusätzlich belasten.
5.1 Fünfte Neckarquerung mit Ausbau des Klausenpfads
Dieses
Konzept wird seit Jahren von der Universität Heidelberg favorisiert. Dazu
soll zwischen dem Rittel und dem Neuenheimer Feld ein Tunnel oder eine Brücke
gebaut werden, die über einen Ausbau des Klausenpfads an die Berliner
Straße angebunden werden soll. Ein Ausbau des Klausenpfads hätte u.a.
zur Folge, dass mittelfristig auch nördlich des Klausenpfads im
Handschuhsheimer Feld gebaut würde, da eine ausgebaute Straße praktisch
immer eine beidseitige Bebauung nach sich zieht. Der Gemeinderat beschloss
im Jahr 2001 in der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes diese
Neckarquerung als Tunnel, aber ohne Ausbau des Klausenpfades. Der Vorteil
des Tunnels wäre, dass das Naturschutzgebiet und zukünftige
Flora-Fauna-Habitat nicht beeinträchtigt würde. Ein Tunnel würde
allerdings mindestens 75 Millionen Euro (ohne Ausbau Klausenpfad) kosten,
weshalb das Finanzministerium in Stuttgart Ende 2002 erklärte, dass eine
Bezuschussung eines Tunnels nicht möglich wäre.
Nach
Berechnungen der PTV-Planung Transport Verkehr GmbH würde eine
5.Neckarquerung zu einer Zunahme des Verkehrs in Handschuhsheim führen,
im Nordteil der Berliner Straße z.B. um 17% und in der Rottmannstraße um
5%. Auch in Neuenheim wäre nach den Berechnungen von Prof. Dr. Wermuth
z.B. in der Mönchhofstraße mit einer Zunahme des Autoverkehrs um 13-15%
zu rechnen. Lediglich auf der B 3 (am Ortsausgang Handschuhsheims) käme
es zu einer leichten Verkehrsabnahme um 7%. Im Bereich der Kopfklinik würde
der Autoverkehr im Vergleich zu heute um 40% zunehmen. Eine Nebenwirkung wäre,
dass durch eine 5. Neckarquerung mit Ausbau des Klausenpfads der heute
schon belastende Schleichverkehr durch das Handschuhsheimer Feld deutlich
ansteigen würde.
Ein
Ausbau des Klausenpfads, der sowohl von der Universität verlangt
wie vom Land als Voraussetzung für eine 5.Neckarquerung angesehen wird,
wurde u.a. von den Interessenvertretungen der Handschuhsheimer Gärtner
und dem am Klausenpfad neu angesiedelten Heidelberger Tennisclub
abgelehnt.
Auf vehementen Widerstand stieß der Ausbau des Klausenpfades bei der
Fraktion der "Heidelberger". Der Fraktionsvorsitzende Wolfgang
Lachenauer betonte, dass mit seiner Fraktion ein Ausbau des Klausenpfads
nicht zu machen ist: "Da kann sich der Rektor auf den Kopf stellen: Wir
machen keine Schnellstraße nördlich des Klinikums."
5.2 Fünfte Neckarquerung ohne Ausbau des Klausenpfads
Diese
vom Gemeinderat beschlossene Variante stößt nicht auf Zustimmung der
Universität, da sie befürchtet, dass in diesem Fall der gesamte über
die Neckarquerung fließende Verkehr sich in das Universitätsgelände
ergießen würde. Dies würde z.B. im Bereich der Kopfklinik zu einer
Zunahme des Autoverkehrs im Vergleich zu heute um 170% führen. Auch mit
dieser Variante würde der Verkehr in Handschuhsheim zunehmen, z.B. in der
Rottmannstraße um 7% und in der Berliner Straße-Nord um 3%. Lediglich
auf der B 3 (Ortsausgang) käme es zu einer leichten Verkehrsabnahme um
3%.
5.3 Fünfte Neckarquerung als Brücke
Diese
Variante, die von der Universität angestrebt wird, ist bisher weder im
Verkehrsentwicklungsplan noch in dessen Fortschreibung enthalten. Die Gründe
sind, dass eine Brücke in Wieblingen zu einer Beeinträchtigung von
Wohngebieten führen und im Widerspruch zu den Naturschutzgesetzen und der
Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU stehen würde.
Für
eine 5.Neckarquerung als Brücke gelten ungefähr die gleichen Zahlen der
Entlastung bzw. Zunahme des Verkehrs außerhalb des Universitätsgebietes
wie für einen Tunnel. (B3 ‑6%, nördliche Berliner Straße +17% und
Rottmannstraße +7%). In Wieblingen stößt eine Neckarbrücke auf den
Widerstand des Stadtteilvereins und zahlreicher Organisationen, die eine
Verlärmung des südlichen Stadtteils und zusätzliche Abgasbelastungen
befürchten. Der Vorteil einer Brücke wäre, dass sie mit 23 Millionen
Euro nur ein Drittel eines Tunnels kosten würde (ohne die Kosten eines
eventuellen Ausbaus des Klausenpfads).
Eine
Brücke über das Naturschutzgebiet bei Wieblingen stieß bei der CDU auf
Ablehnung. Bei einem Ortstermin der Kommunalpolitischen Vereinigung der
CDU machten für die CDU Wieblingen Dr. Friedrich Linhart sowie die
CDU-Stadträte Monika Frey-Eger und Otto Wickenhäuser deutlich, dass eine
Brückenlösung für den Stadtteil inakzeptabel sei. Wieblingen leide
bereits unter den erheblichen Geräuschbelästigungen der Autobahn; eine
weitere Zunahme des Verkehrslärms könne man insbesondere auch aus Rücksichtnahme
auf den südlichen Teil von Wieblingen nicht akzeptieren. Überdies stelle
ein Brückenbau an diesen landschaftlich besonders reizvollen Teil des
Neckarufers einen unerträglichen Eingriff in das Landschaftsbild
Wieblingens dar, so dass "aus Wieblinger Sicht allenfalls eine Tunnellösung in Betracht kommen
kann".
Deshalb wurde bei der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans die
5.Neckarquerung auf Antrag der CDU als Tunnel und auf Antrag der Fraktion
der "Heidelberger" ohne Ausbau des Klausenpfads beschlossen.
Zur
Frage, ob eine 5. Neckarquerung durch das Naturschutzgebiet und das zukünftige
Flora-Fauna-Habitat im Alt-Neckar überhaupt rechtlich zulässig ist, ließ
der Gemeinderat vom Max Planck-Institut für ausländisches öffentliches
Recht und Völkerrecht ein naturschutzrechtliches Gutachten
erstellen. Darin kommen die Professoren Ulrich Beyerlin und Rüdiger
Wolfrum zum Ergebnis, dass aufgrund der Gesetzeslage eine "nachhaltige
Beeinträchtigung" des geschützten Gebietes verboten ist. Davon gibt es
nur eine Ausnahme, wenn nämlich ein überwiegendes öffentliches
Interesse am Bau der Neckarquerung an dieser Stelle bestünde und eine Prüfung
ergäbe, dass die naturschutzrelevanten Beeinträchtigungen unvermeidbar
seien und keine Alternative dazu bestünde. Dies ist nicht der Fall. Der
vom Gemeinderat beauftragte Gutachter PTV-Planung Transport Verkehr AG war
nämlich in umfangreichen Untersuchungen zum Ergebnis gekommen, dass "die
Kombination mehrerer ‚kleiner’ Maßnahmen (ohne 5.Neckarquerung) in
der Summe in der Lage sind, die Verkehrsverhältnisse des Neuenheimer
Feldes mittelfristig nachhaltig zu verbessern und eine weitere Entwicklung
des Gebietes zuzulassen". In seinem Gutachten kommt PTV zu der
Empfehlung:[47]
"Der
Bau einer 5.Neckarquerung (als Brücke oder Tunnel) mit den jeweils
gegebenen Kosten oder ökologischen Nachteilen erscheint nicht verhältnismäßig.
Eine
5.Neckarquerung ist nur dann erforderlich, wenn eine Entwicklung des
Gebietes weit über die derzeit anvisierten Entwicklungen hinaus erfolgen
soll.
Alle
"kleinen" Maßnahmen sollten möglichst schnell realisiert werden."
Mit
diesen Aussagen in dem von der Stadt Heidelberg in Auftrag gegebenen
Hauptgutachten hätte eine 5.Neckarbrücke, selbst wenn sie vom
Gemeinderat beschlossen würde, vor den Gerichten aufgrund der inzwischen
strengen Naturschutzgesetze keinen Bestand. Würde die 5.Neckarquerung
trotzdem weiter verfolgt, besteht die Gefahr, dass dadurch wertvolle
Kapazitäten der Stadtverwaltung gebunden und Planungsgelder unnötig
eingesetzt und Alternativen vernachlässigt werden. Dies wäre
gleichbedeutend mit einem weiteren Jahrzehnt Stillstand, da aufgrund des
inzwischen im Bundesnaturschutzgesetz eingeführten Verbandsklagerechts für
Naturschutzorganisationen die Realisierung der 5. Neckarquerung letztlich
von den Gerichten gestoppt würde.
Auch
der neueste Vorschlag der Universität, die 5.Neckarquerung als
Kombination von Brücke (über den Neckar) und Tunnel (in Wieblingen), würde
das Naturschutzgebiet genauso beeinträchtigen.
In
einem ähnlichen Fall hat der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND)
Anfang des Jahres, am 9.1.03, vor dem Oberverwaltungsgericht Koblenz (OVG)
einen Erfolg gegen den Ausbau der B 50 neu an der Mosel zwischen Platten
und Longkamp erzielt. Dort wollte das Land Rheinland-Pfalz eine Brücke,
den so genannten Hochmoselübergang, durch ein europäisches
Vogelschutzgebiet bauen. Das Oberverwaltungsgericht stellte jedoch "die
Rechtswidrigkeit und Nichtvollziehbarkeit" des
Planfeststellungsbeschlusses fest, weil die Trasse gegen das in der europäischen
Vogelschutzrichtlinie verankerte "Beeinträchtigungs- und Störungsverbot"
verstößt.
5.4 Zentraler Nordzubringer
Ein
schon sehr alter Plan ist der Bau eines Autobahn-Zubringers durch das
Handschuhsheimer Feld. Schon Anfang der 70er Jahre gab es heftigen
Widerstand dagegen. Der Widerstand wurde damals vor allem von der Gärtner-Vereinigung
Heidelberg-Handschuhsheim e.V. (1.Vorsitzender Fritz Rupp) und dem
Stadtteilverein getragen. Dem Widerstand schlossen sich der Obst- und
Gartenbauverein Handschuhsheim, der Bauernverband Heidelberg, der
Erzeuger-Großmarkt Bergstraße, die Obst- und Gemüse-Erzeugergenossenschaft
Heidelberg und der Nutzwasserverband Handschuhsheim an. Der Heidelberger
Gemeinderat beschloss den Bau des Nordzubringers zwar insgesamt fünfmal.
Trotzdem scheiterte der Nordzubringer am Widerstand der Handschuhsheimer.
Einer der stärksten Befürworter eines Nordzubringers war damals Oberbürgermeister
Reinhold Zundel. Heute, ein Vierteljahrhundert später, ist Reinhold
Zundel froh, dass der Zubringer verhindert wurde. "Gott sei Dank, das
Feld wäre nicht mehr das Feld." schätzt er die Situation anlässlich
seines 70. Geburtstages ein.
Ein
Nord-Zubringer durch die Mitte des Handschuhsheimer Feldes wäre die
einzige Straßenbaumaßnahme, die für die B 3 in Handschuhsheim einen spürbaren
Rückgang des Verkehrs um 30% zur Folge hätte. Auch die Berliner Straße-Nord
würde um 18% entlastet werden, lediglich in Neuenheim in der Mönchhofstraße
würde der Autoverkehr um ca. 10% zunehmen. Ein solcher Nord-Zubringer hätte
allerdings gravierende Eingriffe sowohl in die gärtnerische Nutzung des
Handschuhsheimer Feldes wie in dessen immer wichtiger werdende
Erholungsfunktion zur Folge. Verkehrstechnisch wäre ein leistungsfähiger
Anschluss eines Nordzubringers an die Berlinerstraße durch den Bau des
Technologiezentrums II heute nicht mehr möglich. Ein zentraler
Nordzubringer wird heute von keiner Partei im Gemeinderat und auch nicht
von der Universität Heidelberg vorgeschlagen.
Um
dem Problem der Beeinträchtigung des Handschuhsheimer Feldes zu entgehen,
wurde die Idee eines Tunnels durch das Neuenheimer Feld in Nord-Süd-Richtung
entwickelt. Dieser sogenannte
5.5 "Radieschen-Tunnel"
würde die Bewegungsfreiheit
im Handschuhsheimer Feld nicht beeinträchtigen. Er könnte jedoch nur mit
Zustimmung der betroffenen Grundstückseigentümer verwirklicht werden. Für
die Hauptverkehrsströme ins Neuenheimer Feld, die von Süden und Westen
kommen, wäre ein Radieschentunnel keine Lösung. Der Verkehr auf der
Ernst-Walz-Brücke würde durch seinen Bau nur nicht spürbar um 4 % abnehmen. Für die gärtnerische
und landwirtschaftliche Nutzung hätte er für die betroffenen Grundstückseigentümer
Nachteile, da die Hydrologie der Grundstücke über dem Tunnel beeinträchtigt
wäre. Der Boden hätte keine Verbindung zum Grundwasser mehr, was sich
nachteilig auf die gärtnerische Nutzung auswirken würde. Zur Abführung
der Abgase aus dem Tunnel müssten mehrere Entlüftungsbauwerke entlang
der Strecke gebaut werden. Die neuen EU-Richtlinien zur Sicherheit von
Tunnel-Bauwerken würden zu einer aufwändigen und damit teuren Bauweise führen.
Darin liegt das eigentliche Problem eines Tunnels über eine Strecke von
2,2 km. Bei einem Beschluss für einen Radieschentunnel wäre es sehr
wahrscheinlich, dass die Straße im Verlauf des Verfahrens nicht auf der
ganzen Länge als Tunnel, sondern aus Kostengründen zunächst teilweise
und später vollständig oder weitgehend als oberirdischer Nordzubringer
durch das Handschuhsheimer Feld geführt würde. Wie so etwas abläuft, lässt
sich am Beispiel der 5. Neckarquerung studieren. Nachdem eine 5.
Neckarquerung im bisherigen Verkehrsentwicklungsplan nicht enthalten war,
beschloss der Gemeinderat im Jahr 2001 in der Fortschreibung des VEP
diese Neckarquerung zunächst als Tunnel, um eine Belastung des
Naturschutz- und FFH-Gebietes Alt-Neckar zu vermeiden. Der Beschluss war
jedoch noch keine 2 Jahre alt, als der Gemeinderat wegen der Kosten des
Tunnels (die natürlich vorher auch schon bekannt waren), umschwenkte und
seinen Beschluss änderte. Die Neckarquerung wird jetzt an derselben
Stelle oberirdisch als Brücke geplant.
5.6 "Kleiner" Nordzubringer
Als Alternative zu einem zentralen
Nord-Zubringer wurde ein westlicher Zubringer diskutiert. Dieser
„kleine“ Nordzubringer würde vom westlichen Universitätsgelände über
die Tiergartenstraße und das Gelände der Fennenbergerhöfe über oder
auf dem Allmendpfad durch das nördliche Handschuhsheimer Feld bis zur
bestehenden Umgehungsstraße Dossenheim verlaufen. Die Tiergartenstraße
besitzt heute nördlich des Schwimmbads keine Geh- und Radwege und müsste
deshalb in das Gelände des Bundesleistungszentrums hinein ausgebaut
werden. Ab dem Springer-Verlag existiert nur ein schmaler, asphaltierter
Weg, der erheblich in die Kleingartenanlagen und die Anwesen mehrerer
Vereine hinein verbreitert werden müsste. In diesem Bereich würde der
kleine Nordzubringer nahe dem Leinpfad verlaufen, der eine wichtige
Naherholungsachse am Neckar darstellt und in Zukunft als Fuß- und Radweg
vom Wehrsteg bis zur Autobahnunterführung ausgebaut werden soll. Im
Norden müsste die Straße auf einer Länge von mindestens 1,2 Kilometern
mitten durch das nördliche Handschuhsheimer Feld durch einen für die
Naherholung sehr sensiblen Bereich neu gebaut werden. Würde er
stattdessen entlang dem Neckargewann direkt zur Autobahnausfahrt geführt
werden, müsste dieses auf einer Länge von 1 km verbreitert und auf einer
Länge von 850 m durch das Dossenheimer Feld eine neue Straße gebaut
werden. Dieser Bereich ist der für die Naherholung wichtigste Bereich
des Handschuhsheimer
Feldes. Der Allmendpfad und das Neckargewann sind beliebte
Ausflugswege für Spaziergänger, Jogger und Fahrradfahrer Richtung
Ladenburg. Drei Zählungen
an Sonntagen im Februar und Oktober ergaben zwischen 3 000 und 4 100
Erholungssuchende pro Tag in dem von einem kleinen Nordzubringer
tangierten Bereich des Allmendpfades.
Um zu ermitteln, woher die
Erholungssuchenden kommen, wurden bei der Zählung am 19.10.2003 insgesamt
415 Personen nach ihrem Wohnort befragt. Die Grafik „Herkunft der
Erholungssuchenden“ zeigt die Verteilung auf die wichtigsten
Herkunftsstadtteile.
Der
Anteil verlärmter Landschaft nimmt heute immer mehr zu. 1975 waren
bereits 53% der Flächen im Rhein-Neckar-Gebiet durch Lärm über 50 dB(A)
belastet. Bis 1992 stieg dieser Anteil auf 64%
und dürfte seither weiter zugenommen haben. Im Aufstellungsbeschluss für
einen Bebauungsplan Handschuhsheimer Feld heißt es dazu: "Als
einziger siedlungsnaher Freiraum in der Ebene auf Heidelberger Gemarkung
ist das Handschuhsheimer Feld nicht von Verkehrsflächen für den MIV
unterbrochen und bietet zusammenhängenden Landschafts- und Erholungsraum
mit einem attraktiven Fuß- und Radwegenetz. Die Bedeutung einer solchen
Qualität wird insbesondere beim Vergleich mit den Feldern anderer
Stadtteile deutlich." Der Straßenneubau durch das nördliche
Handschuhsheimer Feld würde
mitten durch ein Trinkwasserschutzgebiet verlaufen, das zur Sicherung der
vorhandenen Grundwasservorräte in Zukunft erheblich ausgedehnt werden
soll. Der Schutz des Handschuhsheimer Feldes ist seit Jahrzehnten erklärtes
Ziel der Handschuhsheimer. Auch im jüngst stattgefundenen Workshop zum
Stadtteilrahmenplan plädierte die überwiegende Mehrheit der vertretenen
Handschuhsheimer Organisationen und Unternehmen für eine Sicherung des
Handschuhsheimer Feldes gegen eine weitere Bebauung und gegen weiteren
Straßenbau im Feld.
Wegen
der Randlage wären die Entlastungswirkungen gering. Für die B 3 läge
die Entlastung nur bei einem Fünftel im Vergleich zu einem zentralen
Nord-Zubringer, nämlich bei 5,8%. Auch die nördliche Berliner Straße wäre
nur leicht um 5% entlastet. Auf der Achse Rottmannstraße würde der
Kfz-Verkehr nach dem Gutachten der PTV um 12% zunehmen. In diesen Zahlen
nicht berücksichtigt ist das Problem, dass durch eine Beeinträchtigung
von Naherholungsgebieten neuer Autoverkehr erzeugt wird: Das
Handschuhsheimer Feld ist heute noch ein hochwertiges Naherholungsgebiet,
in das die Menschen ohne Nutzung des Autos gelangen können. Wird dieses
durch Lärm- und Abgasemissionen und die Zerschneidungsfunktion einer Straße
beeinträchtigt, wird es für die Naherholung weniger attraktiv. Dies hat
zur Folge, dass ein Teil der Naherholungssuchenden mit dem Auto weiter
entfernt liegende Erholungsräume aufsucht. Ein kleiner Nordzubringer würde
zu so einer Neuinduktion von Autoverkehr führen.
Für
die Universität wäre ein kleiner Nordzubringer keine Lösung. In
Bergheim und auf der Ernst-Walz-Brücke (-3,7%) würde ein kleiner
Nordzubringer den Verkehr nur unwesentlich beeinflussen. Die
Hauptverkehrsströme in das Neuenheimer Feld kommen aus dem Süden und Südwesten.
Für diese Verkehrsströme brächte ein kleiner Nordzubringer eine
Fahrtverlängerung um 4 bis 12 km, pro Tag also um 8 bis 24 km. Die
Universität favorisiert diese Lösung deshalb nicht. Sie hat, wie
Universitätsrektor Prof. Dr. Hommelhoff auf der Veranstaltung des
Stadtteilvereins in Wieblingen erklärte, nichts gegen einen kleinen
Nordzubringer, weist allerdings darauf hin, dass dieser keine Alternative
zur 5. Neckarquerung sei, da damit eine Anbindung der Universität an die
Hauptverkehrsströme aus Süden und Südwesten nicht gegeben wäre.
PTV-Planung Transport Verkehr GmbH schreibt als Ergebnisse der
Untersuchung: "Ein sog.
"kleiner
Nordzubringer" ist relativ umwegig und wird deshalb nur durch den Quell-
und Zielverkehr des Neuenheimer Feldes akzeptiert. Die Entlastungswirkung
für Handschuhsheim ist (im Gegensatz zu einem "echten" Nordzubringer)
nicht ausgeprägt." Ptv kommt zu folgenden Empfehlungen:
"Dem geringen
Aufwand steht ein ebenso geringer Vorteil gegenüber. Eine abschließende
Bewertung ist nicht möglich. Hierzu fehlt insbesondere die Ermittlung der
Kosten und der Auswirkungen auf Grundstücke Dritter und ökologische
Belange." 24
Ein
westlicher Nordzubringer wäre vermutlich nur gegen den starken Widerstand
betroffener Anlieger und Vereine zu realisieren. Bei einem Beschluss für
einen kleinen Nordzubringer bestände deshalb die Gefahr, dass der
Nordzubringer durch diesen Widerstand und durch die Tatsache seiner
geringen Effizienz im Laufe der Planung weiter nach Osten mitten in das
Handschuhsheimer Feld verlegt würde. Damit könnte ein Beschluss für
einen kleinen Nordzubringer am Ende zu dem zentralen Nordzubringer mitten
durch das Handschuhsheimer Feld führen.
Die heute möglichen Maßnahmen zur Entlastung der B3 in Handschuhsheim sind in
Tabelle 2 zusammengestellt:
|
|
|
Verringerung des Kfz-Verkehrs auf der
|
Mehrverkehr an
|
wie schnell
|
Kosten, Mio €
|
Nr.
|
Maßnahme
|
B3 in Hsh
|
nördl.Berlinerstr.
|
Rottmannstr.
|
Ernst-Walz-Brücke
|
anderen Stellen
|
realisierbar ?
|
einmalig
|
pro Jahr
|
4.1+4.2
|
Job-Ticket + Parkraumbewirtschaftung
|
-11%
|
-10%
|
-6%
|
-8%
|
nein
|
Monate
|
0
|
0
|
4.13+4.14
|
Durchgangsverkehr auf A5- Str.HK
|
-12%
|
-14%
|
-4%
|
-5%
|
nein
|
Monate
|
0,1
|
0
|
4.3
|
Straba-Anbindung NHF-Südstrecke
|
-0,3%
|
-0,4%
|
0%
|
-3%
|
nein
|
4 Jahre
|
7
|
0,25
|
4.3
|
Straba-Anbindung NHF-Nordstrecke
|
-2%
|
-2%
|
0%
|
0%
|
nein
|
4 Jahre
|
7
|
0,25
|
4.4
|
2. OEG-Gleis Schriesh.-Weinheim
|
-1,6%
|
-1%
|
-1%
|
0%
|
nein
|
5 Jahre
|
?
|
0
|
4.5
|
Straba direkt B3-Berlinerstraße
|
-1%
|
-2%
|
0%
|
-0,1%
|
nein
|
1 Jahr
|
0
|
0,12
|
4.6
|
besserer Anschluss Weschnitztal
|
-0,5%
|
-0,4%
|
-0,4%
|
0%
|
nein
|
Monate
|
0
|
0
|
4.7
|
Bike&Ride OEG-Haltestellen
|
-1,7%
|
-1%
|
-1%
|
0%
|
nein
|
2 Jahre
|
0,05
|
0
|
4.8
|
Beschleunigung ÖPNV um 20%
|
-3%
|
-4%
|
-2%
|
-2%
|
nein
|
1 Jahr
|
0,3
|
-8
|
4.9
|
Rad-/Fußbrücke über Neckar
|
-2%
|
-3%
|
-2%
|
-1%
|
nein
|
5 Jahre
|
1
|
0
|
4.10
|
S-Bahn Rhein-Neckar
|
-0,3%
|
-0,3%
|
-0,2%
|
-2%
|
nein
|
15.12.2003
|
|
|
4.11
|
S-Bahn Nordachse
|
-2,4%
|
-2%
|
-2%
|
-0,1%
|
nein
|
5 Jahre
|
?
|
?
|
4.12
|
Straba Ladenburg/Heddesheim
|
-2%
|
-1,7%
|
-1,7%
|
-0,1%
|
nein
|
6 Jahre
|
?
|
?
|
4.15
|
Schnellbus Wilhelmsfeld
|
-1%
|
-1%
|
0%
|
0%
|
nein
|
Monate
|
0
|
0,10
|
4.16
|
bessere Nahversorgung in HSH
|
-2%
|
-1%
|
-4%
|
-0,2%
|
nein
|
3 Jahre
|
0
|
0,05
|
4.17
|
sichere Radverbindung in Stadt
|
-5%
|
0%
|
-12%
|
0%
|
nein
|
2 Jahre
|
0,1
|
0
|
4.18
|
Straba Kirchheim/Walldorf
|
0%
|
0%
|
0%
|
-2,8%
|
nein
|
6 Jahre
|
?
|
?
|
4.19
|
Straba Nußloch/Wiesloch
|
0%
|
0%
|
0%
|
-3,5%
|
nein
|
6 Jahre
|
?
|
?
|
4.20
|
Straba Plankstadt/Schwetzingen
|
0%
|
0%
|
0%
|
-2,7%
|
nein
|
6 Jahre
|
?
|
?
|
|
Summe
|
-48%
|
-44%
|
-37%
|
-31%
|
nein
|
|
15,6
|
-7,2
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
5.1
|
5.NQ Tunnel mit Ausb.Klausenpfad
|
-7,3%
|
+17%
|
+5%
|
-25,7%
|
ja
|
10-15 Jahre
|
100
|
1,5
|
5.2
|
5.NQ Tunnel ohne Ausb.Klausenpf.
|
-3,1%
|
+3%
|
+7%
|
-14,8%
|
ja
|
10-15 Jahre
|
95
|
1,2
|
5.3
|
5.NQ Brücke mit Ausb.Klausenpfad
|
-6,2%
|
+17%
|
+7%
|
-27,0%
|
ja
|
10-15 Jahre
|
25
|
0,9
|
5.4
|
Zentraler Nordzubringer
|
-29,6%
|
-18%
|
+1%
|
-4,4%
|
ja
|
10-15 Jahre
|
?
|
?
|
5.6
|
"kleiner" Nordzubringer
|
-5,8%
|
-5%
|
+12%
|
-3,7%
|
ja
|
8 Jahre
|
15
|
0,3
|
Tabelle
2: Maßnahmen zur Entlastung der B3 in Handschuhsheim
Bei der Berechnung der Wirksamkeit der einzelnen Maßnahmen
4.1 bis 4.20 wurde angenommen, daß sie zusammen realisiert werden; bei den Maßnahmen
5.1 bis 5.6 , daß sie einzeln verwirklicht werden. Bei Kombination mehrerer der Maßnahmen
5.1 bis 5.6 oder der Maßnahmen 4.1 bis 4.20 mit einer Maßnahme aus 5 wäre die Wirksamkeit der einzelnen Maßnahmen geringer.
7 Was bisher schon erreicht wurde
1970 wurde in Heidelberg der
erste "Generalverkehrsplan"
erstellt und vom Gemeinderat beschlossen. 1978 erfolgte eine
Fortschreibung.
In beiden Plänen wurde eine große Zahl von Straßenbaumaßnahmen
empfohlen. Ihre Umsetzung war sehr unterschiedlich: Während im Süden
Heidelbergs etliche davon gebaut wurden (vollständiger Neubau der L594a
und der B3 neu, der B535 und der L600neu, vierspuriger Ausbau der Lessing-
und Römerstraße und der L594), scheiterten sie im Norden Heidelbergs am
Widerstand der Handschuhsheimer. Der Generalverkehrsplan hatte u.a. den
sog. Kurpfalzring (5. Neckarbrücke), einen Autobahnzubringer durch das
Handschuhsheimer Feld, beide verbunden mit einem riesigen Kleeblatt und
einen sechsspurigen Ausbau der Ernst-Walzbrücke mit einer Beseitigung der
dortigen Straßenbahngleise vorgeschlagen.
Wo ist es heute schöner, wo
kann man die heimatliche Landschaft besser genießen, wo ist die Verlärmung
und Zerschneidung der Landschaft geringer, im
Süden oder im Norden ? Wir können heute den Handschuhsheimern dankbar sein, die
in den siebziger und achtziger Jahren unsere Heimat vor der Zerstörung
bewahrten und verhinderten, dass dieser "Fortschritt" unser Land
heimsuchte. Ein "Fortschritt", der vor allem Lärm, Abgase und mehr
Verkehr brachte. Im Süden z.B. an Rohrbach-Markt ist der Verkehr
inzwischen unerträglich, die Einfallstraßen nach Heidelberg sind breite,
unmenschliche Schneisen, die Straßenbahn nach Nussloch und Wiesloch längst
begraben, Rad- und Spazierwege übers Feld enden an Straßenböschungen
und Schnellstraßen und der Verkehr nimmt von Jahr zu Jahr zu. Wir können,
verglichen mit dem Süden, heute von Glück sagen, dass diese Konzepte bei
uns nicht verwirklicht wurden. Die Straßenbahn die Bergstraße entlang
gibt es noch, sie wurde und wird sogar ausgebaut. Über die Felder kann
man noch ungestört fast überall hin spazieren und mit dem Fahrrad fahren
und der Verkehr auf der B3 hat in den letzten Jahren nicht zu-, sondern
abgenommen.
Die Folgen dieser Straßenbaumaßnahmen
lassen sich an der Entwicklung des Verkehrs deutlich ablesen. Auf der B3
im Süden an Rohrbach-Markt nahm der Kfz-Verkehr deutlich zu, seit 1967 um
45%. Die Begründung für die Realisierung der Straßenbauvorhaben des
Generalverkehrsplans war damals, dass sie gebaut werden müssten, um die
bestehenden Straßen zu entlasten.
Ganz anders verlief die
Entwicklung in Handschuhsheim, wo diese Straßenbauten verhindert wurden:
Die Grafik "Kfz-Verkehr auf der B 3 Handschuhsheim" zeigt die
Ergebnisse von Verkehrszählungen des Generalverkehrsplans (1967, 1976)54
und des Straßenbauamtes Heidelberg (1990 – 2000)
in Handschuhsheim am nördlichen Ortsausgang. Der Verkehr nahm zunächst
auch zu. Dann trat jedoch eine Trendwende ein. Seit 1990 ging der
Kfz-Verkehr auf der B3 in Handschuhsheim wieder zurück, bis 2000 um
12,9%. Damit liegt er heute fast auf der gleichen Höhe wie in den
sechziger Jahren. Das ist umso bemerkenswerter, als die Zahl der
Berufseinpendler aus dem Norden nach Heidelberg von 1992 auf 2000 von 4900
auf 5470 (+11,6%) zugenommen hat.[57]
Statt eines massiven Ausbaus
des Straßennetzes wie im Süden begann in den 90er Jahren im Norden eine
Verbesserung des Öffentlichen Verkehrs. Während in den 60er und 70er
Jahren das Straßenbahnnetz der HSB halbiert worden war, erfolgte mit dem
Lückenschluss in der Berlinerstraße in Handschuhsheim zum ersten Mal wieder ein
Neubau einer Straßenbahnstrecke, der eine Fahrtmöglichkeit in Richtung
Universitätsgelände und Hauptbahnhof ermöglichte. Durch den Bau eines
zweiten Gleises zwischen Handschuhsheim und Schriesheim konnte der
OEG-Takt am 30.5.1999 durchgängig von 20 auf 10 Minuten halbiert werden.
Durch den Umbau des
OEG-Bahnhofs und die Weiterführung der Linie 1 bis Handschuhsheim wurde
im November 2002 auch der Takt in die Berlinerstraße Richtung
Hauptbahnhof von 10 auf 5 Minuten halbiert. Die OEG stellte zum selben
Zeitpunkt samstags vom 30- auf den 20-Minuten-Takt um. Beides dürfte zu
einer weiteren Entlastung der B3 geführt haben, die in der Grafik noch
nicht enthalten ist.
Diese bisher schon durch
wenige Maßnahmen erreichte Entlastung der B3 (bis 2000 um 12,9%) ist rund
doppelt so stark wie der Rückgang, der sich z.B. durch einen kleinen
Nordzubringer über die Tiergartenstraße (5,8%) oder durch eine fünfte
Neckarquerung (3% - 7%) erreichen ließe. Dies zeigt, dass die positive
Wirkung kleiner und kurz- bis mittelfristig realisierbarer und leicht
finanzierbarer Maßnahmen spürbar ist. Es kommt darauf an, diese Maßnahmen
sinnvoll zu kombinieren und sie zügig umzusetzen, damit bereits in den nächsten
Jahren weitere spürbare Verbesserungen beim Durchgangsverkehr in
Handschuhsheim eintreten.
Die Wirksamkeit von
verkehrsplanerischen Maßnahmen zeigt sich auch bei der Zusammensetzung
des Verkehrs. Die nachfolgende Grafik zeigt die Verkehrsmittel der
täglichen Einpendler nach Heidelberg:
So
kamen z.B. bereits 1999 aus Dossenheim und Schriesheim mit 47% weniger als die Hälfte
der Einpendler mit dem Auto, 53% dagegen mit dem Umweltverbund (34% mit
dem ÖPNV und 18% mit dem Fahrrad). Dossenheim und Schriesheim sind gut
mit der OEG an Heidelberg angebunden, die Fahrt mit dem Fahrrad durch das
Handschuhsheimer Feld ist schön und ungefährlich. (Die Daten aus
dem Jahr 1999 erfassen noch nicht die durch die Takthalbierung der OEG
eingetretenen Verbesserungen.) Aus
Ladenburg dagegen, das nur sehr schlecht mit dem Öffentlichen Verkehr zu
erreichen ist, kommen fast doppelt soviel (81%) mit dem Auto. Sogar mit
dem Fahrrad kommen aus Ladenburg mehr als doppelt soviel als mit dem
ÖPNV. Auch aus den Gemeinden im Süden, die keine attraktive
Schienenverbindung nach Heidelberg haben, kommen rund Dreiviertel mit dem
PKW. Hier liegen durch den Ausbau eines modernen ÖPNV erhebliche
Umlagerungspotentiale.
8 Fazit
Wir stehen vor dem Problem,
dass seit vielen Jahren vornehmlich darüber gestritten wird, welches von
mehreren Großprojekten zur Anbindung des Neuenheimer Feldes gebaut wird.
Alle diese Großprojekte, über die diskutiert wird, haben gemeinsam, dass
sie viel Geld kosten, wenig bewirken und, wenn überhaupt, nur langfristig
zu verwirklichen sind.
Gleichzeitig wird von Seiten
der Stadtverwaltung, des Gemeinderates und der Universität seit vielen
Jahren vernachlässigt, die zahlreichen kleinen und mittleren Maßnahmen
zu realisieren, mit denen sofort bis mittelfristig eine Verbesserung der
Verkehrssituation und eine Entlastung Handschuhsheims erreicht werden könnte.
Der Streit über das Für und Wider der Großprojekte verstellt den Blick
für die Möglichkeiten des realistisch Machbaren. Es sollte deshalb jetzt
endlich daran gegangen werden, mit erster Priorität all das zu
realisieren, was man schon vor 10 Jahren hätte machen können: Eine
Schienen-Anbindung des Neuenheimer Felds, ein Job-Ticket für die Beschäftigten,
eine Bewirtschaftung der 5500 Stellplätze, eine bessere Straßenbahnanbindung
vom Norden in die Berliner Straße, die Vorbereitung der Ausdehnung der
S-Bahn nach Norden, die Schaffung einer sicheren Fahrradverbindung in die
Stadt u.a. Werden diese Maßnahmen (5.1
bis 5.17
) realisiert, wogegen weder Gesetze noch technische Hürden noch öffentliche
Finanzen sprechen, würde der Kfz-Verkehr in Handschuhsheim auf der B 3 um
rund 48 Prozent reduziert werden. Das hätte keine negativen Folgen für
das Handschuhsheimer Feld und wäre achtmal soviel wie mit einer 5.
Neckarbrücke oder mit einem kleinen Nord-Zubringer erreichbar wäre,
falls diese überhaupt jemals zu realisieren wären.
|
Literatur: |
|
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Widerstand
gegen den Nordzubringer
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Neuenheimer Feld 2006 Flächenvergleich Auto - Straba UVU Neckarbrücke Neuenheimer Feld Quellwasser in Handschuhsheim Erschließung des Uni-Campus In Handschuhsheim zu Fuß unterwegs Botschaft aus der Steinzeit ? Esskastanien in Handschuhsheim Flächenentwicklung Handschuhsheims Handschuhsheimer Verkehr Gold auf dem Heiligenberg?
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